Unbeugsam

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
clara_fall Avatar

Von

Schwer entstellt kehrt Albert Lintermann aus dem Großen Krieg zurück auf den Hof seines Vaters, wo große Erwartungen in ihn gesetzt werden, denn die Landwirtschaft braucht jede kräftige Hand und die Familie muss ernährt werden. Nur seine Frau Bertha kommt mit der Situation nicht zurecht - vor dem Krieg konnte sie ihr Glück kaum fassen, dass der schönste Mann des Dorfes ihr gehörte und nun erträgt sie ihren Anblick nicht mehr. Ein schwerer Weg liegt vor ihnen allen, denn schon ziehen weitere dunkle Wolken am Horizont auf und eine neue Herrschaftsform fordert ihren Tribut von einer Dorfgemeinschaft, die sich nicht brechen lässt ...

Das Buch ist eine Achterbahnfahrt durch einige dunkle Kapitel deutscher Geschichte. Gerade haben die Einwohner Wollseifens die Wunden des Großen Krieges überstanden, da übernimmt mehr und mehr braunes Gedankengut das Geschehen im Dorf. Der Bau der Nazischule Vogelsang verändert das bisher beschauliche Leben der einfachen Eifelbauern. Durch die kurzen Tagebucheintragungen des Lehrers Faßbender kann der Leser bei der Entwicklung der geschichtlichen Hintergründe Schritt halten. Manche Schilderungen gehen recht rasant voran, aber so hat das Buch keine unnötigen Längen und es macht Lust auf eine Fortsetzung, denn im Nachwort der Autorin ist die Rede davon, dass dieses Buch Teil einer Trilogie ist. Ebenso wird im Nachwort erwähnt, dass die Vorgänge in und um Wollseifen den Tatsachen entsprechen. Um so mehr ist man sprachlos, sich vorzustellen, wie schwer es damals für die Einwohner gewesen sein muss, die schweren Kriegsjahre überstanden und den ersten Neuanfang bewältigt zu haben und dann die Nachricht zu erhalten, das Dorf innerhalb der nächsten zwei Wochen verlassen zu müssen. Das erinnert mich an ähnliche Vorgänge in meiner Heimat der Lausitz - stark landwirtschaftlich geprägte Dörfer steckten mitten im Neuanfang nach dem 2.Weltkrieg, da heißt es, der Bergbau schreitet voran und wird ein Dorf nach dem anderen vernichten. Auch der Ginster ist bis heute eine dominierende Pflanze auf dem sehr kargen Boden, den der Bergbau inzwischen hinterlassen hat. Um so mehr konnte ich vieles in diesem Buch nachempfinden und steigert meine Erwartungen auf die Fortsetzung. Der einfache Einband mit dem schlichten Cover passt zum Inhalt des Buches.