Und wenn du glaubst es geht nicht mehr…
Die Eifel 1919: Der erste Weltkrieg ist vorbei und langsam kehren die Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft heim und so kehrt auch der Bauer Albert Lintermann in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Doch der Krieg hat bei ihm seine Spuren hinterlassen, körperlich ein Wrack und seelisch zerstört, steht er vor der nächsten großen Aufgabe: seine Ehefrau Bertha empfindet bei seinem Anblick nur noch Abscheu und der Bauernhof der Familie ist durch den Krieg in arge Mitleidenschaft gezogen. Doch Albert gibt nicht auf und als er gerade glaubt, dass alles wieder ins rechte Lot kommt, wird Wollseifen zu einer Hochburg der Nazis mit verheerenden Folgen für das Dorf und für Albert.
Im Mittelpunkt von „Ginster Höhe“ steht neben der Familie von Albert Lintermann auch die Familie seines Freundes Silvio, eines italienischen Gastarbeiters, der die Dorfkneipe bewirtschaftet und Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes. Diese Protagonisten und das Dorf Wollseifen begleiten wir über Jahrzehnte bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Warmherzig lässt Anna-Maria Caspari diese Figuren vor unserem imaginären Auge entstehen. Albert ist meine Lieblingsfigur, trotz vieler geplatzter Illusionen geht er seinen Weg und ist, wenn es darauf ankommt, eine starke Persönlichkeit. Zu ihm passt das Sprichwort „und wenn du glaubst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Lichtlein her“. Neben den genannten Hauptfiguren fügt Anna-Maria Caspari zwar keine belegten historischen Figuren in den Roman ein, allerdings hat sie die authentische Geschichte des Dorfes Wollseifen in ihrem Roman so verarbeitet, dass der Leser glauben könnte, dass die fiktiven Figuren dort tatsächlich so gelebt haben.
Anna-Maria Caspari lässt Geschichte lebendig werden, durch ihren Schreibstil fühlt sich der Leser als befände er sich mitten im Geschehen, und zuckt schon mal zusammen, wenn die amerikanischen Bomber ihre Fracht über Wollseifen entladen. Es gelingt der Autorin perfekt, historische Ereignisse mit der Fiktion zu vermischen, so dass der Leser sich in seiner Phantasie durchaus vorstellen kann, dass sich die Geschichte um die Familie Lintermann tatsächlich so abgespielt hat. Anna-Maria Caspari hat die historischen Fakten sehr gut recherchiert und trotzdem die Geschichte vorgegeben ist, verfolgt der Leser mit großer Spannung das weitere Geschehen um unsere Prtotagonisten.
Fazit: Anna-Maria Caspari gelingt es überzeugend, den Leser zu fesseln und auf eine emotionale Reise mitzunehmen. „Ginster Höhe“ ist ein abwechslungsreicher, gut ausgefeilter historischer Roman und bietet einige Überraschungen. Er hat alles, was der Leser erwartet: Eine interessante Geschichte voller politischer Verstrickungen in Zeiten zweier Weltkriege, dramatische Schicksale und auch eine kleine Liebesgeschichte. Für „Ginster Höhe“ gebe ich gerne eine Leseempfehlung!