Unterhaltend, aber mit wenig Tiefgang

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root314 Avatar

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Das Cover macht einen guten Eindruck. Ein Mann und eine Frau laufen gemeinsam einen Weg entlang, im Hintergrund ist ein Dorf sichtbar. Dieses Bild weist ganz gut darauf hin, worum es im Buch geht: Die Geschichte des Dorfes Wollseifen in der Eifel und seiner Bewohner - allen voran Bauer Albert, der nach dem ersten Weltkrieg mit entstelltem Gesicht heimkehrt, und Leni, deren Verlobter an Alberts Seite während der Kampfhandlungen gefallen ist.

Der Schreibstil ist schnörkellos und sachlich gehalten, was auch inhaltlich gut zur Grundeinstellung der Bewohner im Dorf passt: Alles soll in seinen geregelten Bahnen laufen, die Menschen möchten zurück zur Normalität, ihrer Arbeit nachkommen und ein ruhiges Leben führen. So geradlinig und Sachlich die Bewohner von Wollseifen ihrem Alltag nachgehen, so faktisch und unaufgeregt ist auch die Sprache.

Anna-Maria Caspari bleibt erzählerisch dicht bei Albert und Leni, was einerseits ihre charakterisierung fördert, aber andererseits alle anderen Personen im Buch etwas Blass erscheinen lässt. Bei der Charakterisierung der Nebenfiguren stößt die Autorin den Leser förmlich mit der Nase darauf, was er von ihnen zu halten hat. Ich hätte mir hier etwas mehr Finesse gewünscht.

Dafür werden geschichtliche Fakten, die nicht unmittelbar die beiden Hauptcharaktere betreffen, intelligent in den Tagebucheinträgen des Lehrers thematisiert, die nach einigen Kapiteln immer mal wieder eingestreut sind. Diese Exkurse lockern den sonst doch sehr gleichmäßigen und unaufgeregten Schreibstil auf.

Der größte Schwachpunkt des Romans ist die erzählte Zeit, die sich von 1918-1946 erstreckt. Auf knapp 400 Seiten ist es leider nur punktuell und im Zeitraffer möglich, die gesamte Entwicklung des Dorfes innerhalb dieses Zeitraumes zu erzählen. Eine kürzere Zeitspanne der erzählten Zeit oder eine Konzentration auf drei wichtige Ereignisse hätten die Handlung vermutlich verdichtet. Dies und eine sorgfältigere Charakterisierung der Nebenfiguren hätten Ginsterhöhe zu einem besonderen Lesevergnügen machen können.

Stattdessen ist der Roman aber leider überfrachtet mit interessanten Aspekten und Charakteren, die aber alle nicht tiefer betrachtet werden. Unterhaltend ist die Lektüre durchaus, bleibt aber insgesamt zu oberflächlich, um eine bessere Bewertung von mir zu bekommen. Schade, da wäre mehr drin gewesen!