Unterhaltsame und berührende Geschichte über Wollseifen

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„Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari erzählt die Geschichte von Albert, der nach dem ersten Weltkrieg mit einer schlimmen Gesichtsverletzung zurück in sein Heimatdorf Wollseifen kommt. Seine Frau Bertha kommt mit seinem Anblick nicht klar und auch viele andere Dorfbewohner strafen ihn mit abwertenden Blicken und Worten. Einige stören sich nicht an seinem Gesicht, darunter sein kleiner Sohn Karl und Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes. So schwer das Zurückkommen auch ist, es warten auch wieder glückliche Tage. Wie lange diese von Dauer sein werden, ist fraglich. Ein unangenehmer Zeitgenosse taucht auf und bringt jede Menge Unheil mit.

Die Geschichte umspannt den Zeitraum von 1919 bis 1949 und setzt sich intensiv damit auseinander, welche politischen Entwicklungen entstanden sind, welche positiven und negativen Veränderungen durch einige aus dem Dorf hervorgerufen wurden und welche Schicksalsschläge den dort wohnenden Familien widerfahren sind. Wie weit dringt der Nationalsozialismus im Dorf vor? Lässt er sich noch aufhalten oder ist es bereits zu spät? Wem kann man noch trauen?

Die Gefühls- und Notlage und das Verhalten der Menschen zur damaligen Zeit konnte die Autorin dank ihrer vielfältigen und authentischen Figurenzeichnung wunderbar darstellen. Besonders gelungen sind dabei die Tagebucheinträge des Lehrers Martin Faßbender, die das Ganze nahezu perfekt abrunden. Es gab kleinere Schwachpunkte wie zum Beispiel das hastige Erzähltempo oder abrupte Wechsel, die mir teilweise weniger gut gefallen haben, die ich jedoch verzeihen konnte. Insgesamt hat mich „Ginsterhöhe“ abgeholt und sehr gut unterhalten.