Ein entsetzlich spannendes Buch, das einen sicher lange nicht loslassen wird

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Das Cover von Girl A hat schon etwas Bedrohliches, irgendwie leicht Beklemmendes, zeigt aber auch, dass es hier um eine Person geht, nicht nur um ein Verbrechen. Bereits wenn man den Klappentext liest, bestätigt sich dieser Eindruck. Die Leseprobe eröffnet dann das schiere Ausmaß an Grausamkeit, das der Protagonistin Alexandra in ihrer Kindheit und Jugend zuteilwurde. Und während man von ihrem Leben, angekettet im dreckigen Zimmer, den Misshandlungen und der letztlich erfolgreichen Flucht liest, fragt man sich die ganze Zeit: Warum? Wie können Eltern ihren Kindern so etwas antun? Oder handelt es sich doch nicht um die leiblichen Eltern? Als Alexandra ins Gefängnis gerufen wird, um den Nachlass ihrer Mutter zu verwalten, entsteht stark der Eindruck, dass es die eigenen Eltern waren, die ihre Kinder jahrelang gefangen gehalten und misshandelt haben. Die Perspektive aus Kinderaugen erinnert teilweise an den überaus beklemmenden Roman "Raum" von Emma Donoghue. Abgemildert wird das durch die Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, in der Lex eine erwachsene, selbstbewusste, erfolgreiche Frau ist. An ihr Trauma erinnern vielleicht noch ihre ungewöhnlichen Vorlieben beim Sex. Man gönnt ihr von Herzen, dass sie ihr Leben in den Griff zu bekommen scheint, aber ich bin sicher, der Nachlass ihrer Mutter wird alte Wunden neu aufreißen. Ich frage mich zudem, welche Rolle die Mutter wirklich spielte: Das Ende der Leseprobe, an dem sie die Protagonistin im Traum dazu auffordert wegzulaufen, lässt ja hoffen, dass sie selbst nicht für diese Behandlung der Kinder war. Warum aber hat sie es dann geschehen lassen? Ist das nicht vielleicht viel schlimmer, als wenn sie Täterin gewesen wäre? Die Leseprobe wirft viele Fragen auf und ich bin sicher, das Buch wird ein moralisches Dilemma bieten, wie Lex mit ihrer toten Mutter Frieden schließen kann. Und was ist aus dem Vater geworden? Ich bin absolut gefesselt von der Leseprobe und würde wahnsinnig gerne vorab lesen und rezensieren dürfen.