Post-Horror

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
berolina Avatar

Von

Der Roman beginnt einige Jahre nach den Ereignissen, die die Protagonistin und ihre Geschwister so sehr traumatisierten. Ich finde diesen Ansatz, diese Herangehensweise an die Erzählung besonders spannend und hoffe, dass dies nicht als bloße Rahmenhandlung für die Geschehnisse gewählt wurde, sondern ein tatsächliches Aufarbeiten stattfindet. Zwar mag ich Thriller und Horror als Genres sehr gerne, aber Post-Horror finde ich noch viel interessanter: was passiert nach dem "Happy End”, nachdem die Heldin die Gefangenschaft überlebt hat? Wie findet sie sich im echten Leben zurecht? Wie kommt man darüber hinweg, dass die eigene Familie einem so großes Leid zugefügt hat? Wie entwickelt man sich als Mensch, wenn man sich die eigenen Eltern nicht zum Vorbild nehmen kann?
Der Schreibstil ist ansprechend, Alexandra ist bereits in den ersten Seiten eine sympathische wie auch ausgefleischte Hauptfigur: durch ihre Liebe für Frühstücksbuffets in Hotels ist sie für den Leser sofort nachvollziehbar, obwohl es nicht nur ein klassischer Charakterzug sondern zugleich auch ein Anhaltspunkt für die komplette Verwahrlosung in ihrer Kindheit ist.
Die Tatsache, dass die Direktorin des Gefängnisses, die man vermutlich leicht hätte als Figur vernachlässigen können, da sie kaum für den späteren Handlungsverlauf von Bedeutung sein wird, spricht Bände über die Hingabe der Autorin.
Ich freue mich sehr auf das Erscheinen dieses Romans und würde ihn liebend gerne vorab lesen.