Du sollst Vater und Mutter ehren

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misery3103 Avatar

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Nach dem Tod ihrer Mutter wird Lex als Testamentsvollstreckerin eingesetzt. Ihre Mutter starb im Gefängnis, in dem sie einsaß, weil sie und ihr Mann ihre Kinder vernachlässigt und gefangengehalten hatten. Nachdem Alexandra aus dem „Haus des Grauens“ geflohen war, tötete sich ihr Vater, ihre Mutter wurde verhaftet und ihre Geschwister befreit. Nun möchte sie das Haus in eine Begegnungsstätte verwandeln, wofür sie die Zustimmung ihrer Geschwister benötigt. Eine Reise in die Vergangenheit beginnt.

„Girl A“ ist ein bedrückender Roman, der einen als Leser langsam an das Grauen heranführt. Das Leben der Kinder mit ihren Eltern beginnt normal, bis ihr Dad eine religiöse Erweckung durchlebt. Die Kinder müssen ihre Rolle spielen, werden aber mehr und mehr eingeschränkt. Die Beschreibungen vom Leben im Horrorhaus sind extrem, die Kinder taten mir leid. Nach ihrer Befreiung wurden sie, um sie zu schützen, nur als Girl A, Boy A usw. benannt und später von verschiedenen Familien adoptiert, um ein „normales“ Leben führen zu können.

Das Buch macht von Anfang an klar, dass eine Überraschung wartet, etwas, das noch nicht direkt am Anfang des Buches preisgegeben wird. Deshalb lässt es den Leser gespannt weiterlesen und tiefer in das Grauen eintauchen. Es sind die Erinnerungen von Lex, die das Grauen vor dem inneren Auge zum Leben erwecken: Den Dreck, den Hunger, die Ketten, die Flucht – und die Rolle der einzelnen Geschwister. Das Buch zeigt aber auch, wie ein Überlebender mit seinem Leben weitermacht, ohne jemals wirklich ablegen zu können, was ihm passiert ist.

Die Geschichte der Gracie-Kinder hat mich betroffen gemacht und aufgewühlt. Der Aufbau des Buches hat das Grauen von Seite zu Seite mehr gemacht, schlimmer und unglaublicher. Vieles ist nur angedeutet, doch zwischen den Zeilen steht das ganze Grauen. Das habe ich sehr gemocht.

Eine Geschichte, die vom Überleben erzählt und den Leser fordert. Ich liebte es, wie die Geschichte aufgebaut ist und wurde zum Ende hin überrascht, weil ich mit dieser letzten Wendung nicht gerechnet habe. Beklemmend aber wirklich gut!