Eine unglaubliche und bedrückende Familiengeschichte

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gaby2707 Avatar

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Als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und Alexandra Gracie ihr Elternhaus in der Moor Wood Road 11 in Hollowfield erbt, kommen alle Erinnerungen, die sie im Laufe der letzten Jahre verdrängt hat, wieder hoch. Hier haben ihre Eltern sie und ihre sechs Geschwister Ethan, Gabriel, Delilah, Noah, Daniel und Evie, getrieben von ihrer strengen Religion, an ihren Betten angekettet, sie hungern und verwahrlosen lassen. Bis zu dem Tag als Alexandra fliehen kann.

Alexandra „Lex“ erzählt in 7 Kapiteln die Geschichte von sich, Girl A, und jedem Einzelnen ihrer Geschwister, Girl B + C und Boy A – D, wie sie in den Zeitungen genannt wurden. So lerne ich sie damals in ihrer Gefangenschaft kennen, und begegne ihnen fast übergangslos als Erwachsene in der Gegenwart. Es erschüttert mich zu lesen, wie diese Kinder von allem ferngehalten wurden, psychisch und physisch gequält wurden, keine Elternliebe erfahren und Hunger gelitten haben, und im Dreck vegetieren mussten. Ihre Jahre sind geprägt von Brutalität, Dominanz, Herrschsucht, Entbehrungen und Angst. Wobei aber nicht alle Kinder gleich behandelt wurden.
Beim Lesen musste ich immer wieder an den Österreicher Josef Fritzl denken, der seine Kinder ebenfalls über Jahre gefangengehalten und missbraucht hat. Und ich will mir nicht vorstellen, dass es so etwas immer noch geben kann.

Abigail Dean hat einen feinsinnigen und eindringlichen Schreibstil. Ihre Protagonisten sind mit ihren psychischen Verletzungen und den dauerhaften Schäden sehr gut eingefangen. Durch die leicht emotionslose Erzählung von Lex entsteht eine Schranke, die mir als Leserin aber sehr willkommen ist.

Eine Geschichte, die mich stark berührt und schockiert hat.