Hat mich leider nicht so packen können, wie ich es mir gewünscht hätte

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diana pegasus Avatar

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Abigail Dean – Girl A

Alexandra konnte in jungen Jahren aus ihrem fanatischen, brutalem Elternhaus und vor dem misshandelnden Vater fliehen, doch nun holt sie ihre Vergangenheit wieder ein. Die Mutter verstarb im Gefängnis und machte sie zur Testamentsvollstreckerin. Viel Erbe ist nicht übrig geblieben, das Horrorhaus der Qualen und ein wenig Bargeld. Alexandra, in der Öffentlichkeit als Girl A bezeichnet um die Privatsphäre zu schützen, macht sich auf den Weg zu ihren übrig gebliebenen Geschwistern und muss sich erneut mit der grausamen, schmerzhaften Vergangenheit auseinander setzen.

Ich habe vor einer Weile die Leseprobe gelesen und die hatte mich neugierig gemacht. Jetzt ergab sich bei Bookbeat die Möglichkeit, das Hörbuch zu hören. Eingelesen wird das Hörbuch von Verena Wolfien.

So neugierig und erwartungsvoll ich am Anfang war, wurde ich recht schnell ernüchtert. Die Geschichte weist zwar eine gewisse Grundspannung auf, strotzt vor Grausamkeit und Gräuel, das mir die Haare zu Berge stehen und die Vorstellung dieser Brutalität und Fanatismus haben mich zutiefst betroffen, und doch hatte ich keine Möglichkeit mich der distanzierten Alexandra anzunähern oder gar mit ihr mitzuleiden. Keine Frage, die hier beschriebenen Grausamkeiten sind verachtenswert und näher kann man menschlichen Abgründen nicht kommen, aber die Autorin hat es leider nicht geschafft mir auch nur eine ihrer Figuren näher zu bringen.
Das finde ich sehr schade.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Alexandra, die einzelnen Kapitel werden beim Hörbuch nicht groß in Szene gesetzt. Was mir sehr negativ aufgefallen ist, dass es hier Sprünge in die Gegenwart und Vergangenheit gab, ohne das dies großartig angezeigt wurde, was mich teilweise richtig verwirrt hat. Sämtlichen Figuren fehlt aus meiner Sicht die emotionale Tiefe, sodass ich ihnen keine Sympathie oder Antipathie entgegenbringen konnte. Nach dem was passiert ist, muss doch viel mehr Wut, Verzweiflung oder ähnliches in den Charakteren stecken, doch die ist gar nicht so recht spürbar, im Gegenteil Alexandra wirkt einfach nur kühl, reserviert und unzugänglich. Natürlich hat mich der grausame Vater geschockt und die sich wegduckende Mutter hat auch nicht zu meinem Wohlbefinden beigetragen, aber ich habe es leider nicht gefühlt.
Die Geschichte selbst ist bewegend und sehr sehr grausam, aber eine Aneinanderreihung von Grausamkeiten macht für mich noch keinen Thriller aus, zumindest wird das Buch unter Thriller und Spannung gelistet.
Ich denke, wenn man auf emotionaler Ebene noch etwas mehr herausgeholt hätte, hätte es eine ganz andere Wirkung auf mich gemacht.
Es ist nicht schlecht, die Geschichte die erzählt wird hat viel Potenzial. Leider hat sich die Unruhe des Buches auch auf mich übertragen, die Zeitsprünge waren nicht sofort nachvollziehbar und nachdem ich anfänglich immer noch mal zurückgespult habe, habe ich das irgendwann gelassen, weil ich einfach das Hörbuch nur noch beenden wollte.

Verena Wolfien versucht dem Hörer die Geschichte näher zu bringen. Mit leichten Abwandlungen der Stimmfarbe und Intonation bringt sie etwas Leben in die Story, aber trotzdem gelang es ihr leider nicht, mir die Charaktere insbesondere Alexandra näher zu bringen. Das ist so schade.
Ich habe das Hörbuch mehrfach zur Seite gelegt und andere Geschichten vorgezogen, weil die Atmosphäre so kalt und bedrückend war, aber jetzt ist das Buch endlich beendet.
Es ist so schade und es tut mir leid, keine positivere Rezension schreiben zu können. Leider hat mich das Buch nicht so gepackt, wie ich es mir gewünscht hätte, obwohl die Geschichte selbst interessant gewesen ist.
Das ungekürzte Hörbuch hat eine Hördauer von etwas über 12 Stunden.

Das Cover ist auffällig, und mit dem großen A und der halb versteckten Frau dahinter auch ein Blickfang.

Fazit: Hat mich leider nicht so packen können, wie ich es mir gewünscht hätte. 2,5 Sterne.