Religiöser Wahn(sinn)

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Das Buch beginnt damit, dass die Erzählerin Alexandra (Lex) erfährt, dass ihre Mutter gestorben ist und sie die Testamentsvollstreckerin ist. Ein Schock, denn sie und ihre Geschwister erben das Horrorhaus ihrer Kindheit, in welchem sie von ihren in streng religiösen und schon wahnsinnigen Eltern gefangen gehalten worden. Lex ist damals in letzter Sekunde die Flucht gelungen. Und nun muss Lex jedes ihrer Geschwister aufsuchen und sich ihrer Vergangenheit stellen , um ihre Vision, das Haus ihrer Kindheit in einen Begegnungsstätte umzuwandeln, erfüllen zu können.
Jedes folgende Kapitel ist einem der Geschwister gewidmet, die damals bei der Befreiung und zu ihrem Schutz mit Buchstaben benannt wurden. Lex ist Girl A. Und man erfährt hier viel aus der Vergangenheit und wie die Familie ganz allmählich erst ins soziale Aus und dann in den Abgrund des Wahnsinns rutscht. Wie die Eltern ihre Kinder ans Bett binden, hungern lassen und abscheulich bestrafen. Und Lex und ihre Geschwister konnten zwar gerettet werden. Aber das Horrorhaus und ihre Vergangenheit lässt niemanden von ihnen los. Die Dämonen quälen sie und auch bei Lex, welche eigentlich eine raffe Anwältin ist, ist es nicht sicher, ob sie ihnen entkommen kann.
Obwohl das Buch mit Lex Flucht beginnt, ist der Leidensweg von ihr und ihren Geschwistern spannend und traurig zu lesen. Mir fehlen die Worte auch bei dem Gedanken, wie viele Horrorhäuser es wohl wirklich gibt.
Lex beschreibt ihre Kindheit sehr sachlich und man könnte kritisieren ohne Gefühl. Mir gefällt dieser Stil sehr gut. Zum Einen ist die Geschichte so unsagbar traurig, dass ein zu viel an Gefühl sie unaushaltbar für den Leser macht. Zum anderen finde ich, ist Lex als gebrochene Person so viel besser zu verstehen. Sie berichtet über das Grauen aber hat sich mit Hilfe ihrer Psychologin eine Schutzhülle zugelegt, um das Grauen zu verarbeiten. Es ist halt Girl A passiert. Ohne diese Hülle würde sie, denke ich zusammen brechen oder ist sie es bereits?
Ein sehr lesenswertes Buch.