Verschenktes Potential

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sunny7 Avatar

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Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Das Cover ist gelungen und der Klappentext vielversprechend. Desöfteren gelangen ähnliche Fälle an die Öffentlichkeit, von daher hab ich eine spannende, aufwühlende und tragische Story erwartet und wurde leider enttäuscht.

Im Alter von 15 Jahren schafft es Alexandra aus ihrem Elternhaus zu fliehen und Hilfe zu holen. Die Kinder werden aus dem Horrorhaus befreit und kommen zu Pflegefamilien und können ein neues Leben beginnen. Als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und Lex zur Testamentsvollstreckerin wird, holt die Vergangenheit sie langsam wieder ein...

Die Geschichte wirkt völlig strukturlos. Die wenigen Kapitel sind ewig lang und springen im zeitlichen Ablauf hin und her. Das fand ich extrem anstrengend. Das die Vergangenheit nur stückchenweise aufgedeckt wird, in Form von Alexandras Erinnerungen, ist völlig okay. Normalerweise würde das immerhin einen Spannungsbogen in den Verlauf der Story bringen, aber hier wird das leider nicht erreicht. Auch bleiben mir die Charaktere viel zu oberflächlich. Zu keinem, nicht einmal zu Lex, also Girl A, die die Geschichte erzählt, lässt sich eine emotionale Bindung aufbauen. 

Der Schreibstil ist unaufgeregt, emotionslos - eigentlich schon sachlich, das empfand ich persönlich als unpassend. Bei einigen Szenen keimt zwar das Gefühl der Beklommenheit auf, wenn man sich vorstellt was die Kinder erdulden mussten, aber so richtig mitleiden konnte ich nicht. Auch die kleine Wendung zum Ende hin war keine Überraschung. 

Der Fokus sollte mehr darauf liegen wie unterschiedlich die Kinder das Trauma verarbeitet haben und als Erwachsene mit dem Erlebten klarkommen, als auf den traumatischen Ereignissen selbst, heißt es. Ist durchaus ein wirklich interessanter Ansatz, aber ist mir hier ebenfalls nicht gut genug ausgearbeitet. 

Fazit: Die Story hätte ein mega Potential gehabt. "Girl A" hätte durchaus das Highlight des Jahres werden können. Aber leider wurden die Möglichkeiten nicht genutzt. Wirklich schade.