Da habe ich wohl zu viel erwartet
Ich habe mich vorab sehr darauf gefreut, dieses Buch zu lesen. Die Autorin Hayley Kiyoko ist in der queeren Community sehr bekannt und für viele junge Menschen ein Vorbild. Mit ihrem Song "Girls like Girls" und dem dazugehörigem Musikvideo hat sie 2015 viele junge queere Menschen begeistert und für Representation von lesbischer Liebe in den mainstream Medien gesorgt. Das Musikvideo hat demnach eine große und mittlerweise nostalgische Bedeutung in der lesbischen Community erlangt und einige Menschen bei ihrem eigenen Comming-Out begleitet.
In diesem Zusammenhang steht nun der Debut-Roman von Hayley Kiyoko, der den Handlungsstrang des Musikvideos aufnimmt, aufarbeitet und weiterführt. Ich mag das Cover tatsächlich sehr gerne und mir gefällt das minimalistische Design der deutschen Ausgabe. Es erinnert mich sehr an die Designs der Bücher von Alice Oseman (die neuen Ausgaben), die ebenfalls queere Themen behandeln und deren Geschichten ich sehr liebe.
Für Fans von Hayley Kiyoko und ihrem Song "Girls like Girls" bietet das Buch die perfekte Gelegenheit, um erneut und diesmal noch tiefer in die Welt von Coley und Sonya einzutauchen. So viel zu meinen Erwartungen, die ich an das Buch und dessen Bedeutung für die Community gestellt habe.
Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an das Buch sehr enttäuscht wurden. Nach der Leseprobe war ich noch sehr begeistert von dem Schwung und der Geschwindigkeit, in der Kiyoko die Geschichte erzählt. Ich habe das Tempo in dem ich die Leseprobe verschlungen habe als etwas Positives gewertet. Jetzt wo ich das Buch beendet habe, seh ich das ein bisschen anders. Viele Dialoge und Geschehnisse im Buch fühlen sich überdermaßen übereilt an, dass es schwer fällt einzelne Szenen wertschätzen oder überhaupt richtig wahrnehmen zu können. Dialoge, die Potenzial für tiefer gehende Gespräche gehabt hätten, werden immer wieder unterbrochen oder durch emotionale Ausbrüche (zumeist von der Protagonistin) beendet. Coleys Handlungen, Gedanken und Emotionen erscheinen nahezu ausschließlich komplett übersteigert und unauthentisch oder absolut willkürlich. In diesem Buch weiß man nie, was als nächstes chaotisches passiert und das ist in diesem Fall absolut nicht positiv.
Neben Coley tritt auch ihr Love-Interest Sonya absolut problematisch auf. Die 17-jährige ist in nahezu jeder Szene betrunken oder dabei sich zu betrinken, was im Buch kaum bis nahezu nie problematisiert wird, im Gegenteil. Oft werden beistehende Figuren (zumeist Coley) noch zum Mittrinken animiert. Kaum eine Interaktion zwischen ihr und Coley findet ohne Alkohol statt oder ist durchweg mal freundlich, sodass man als Leser*in einfach nicht versteht woher die Anziehung der beiden füreinander rührt. Kiyoko kratzt nur an der Oberfläche der Möglichkeiten ihre Figuren auszuarbeiten und das finde ich sehr schade. 313 Seiten später habe ich immer noch keine Ahnung wer Coley eigentlich ist, was sie begeistert (außer Sonya) und was ihr im Leben wichtig ist. Vielleicht weiß sie das selbst auch nicht, was als Teenager auch in Ordnung ist, aber zumindest irgendeine Art von Hobby oder Interesse wäre schon auch schön gewesen. Die Interaktionen und Gespräche von Sonya und Coley sind unter anderem so toxisch, dass es mir wirklich schwer gefallen ist, die beiden als Pärchen anzufeuern und mir zu wünschen, dass sie zusammenkommen.
Gegen Ende macht Coley eine wichtige Entwicklung mit ihrem Vater aber auch mit sich selbst durch, die ich als sehr schön empfand, der aber auch hier wieder meiner Meinung nach zu wenig Raum zur Entfaltung gegeben wurde.
Ich hätte mir weniger Geschehniss, nach Geschehniss, nach Geschehniss gewünscht und dafür mehr Tiefe in den einzelnen Szenen. In der zweiten Hälfte des Buches tritt eine weitere weibliche Figur in Erscheinung, die Coleys Leben prägt und ehrlicherweise würde ich diese komplette Handlung am liebsten einfach ersatzlos streichen, damit für (meiner Meinung nach) wichtigere Handlungspunkte mehr Raum und Entfaltung Platz gewesen wäre. Ich habe keinen Mehrwert in der Existenz dieser Person gesehen und finde es schade, dass dafür Seiten im Buch verschwendet wurden. Mit diesem Handlungsstrang werden so viele weitere Themen aufgeworfen, die nur angeschnitten werden und das ist absolut schade, da es auch viele wichtige Themen sind. Eine weitere Figur, zu der ich noch etwas sagen muss ist Trenton. Diese Figur ist so unglaublich widerlich geschrieben, das ich beim Lesen absolut nicht nachvollziehen kann wie auch nur irgendein Mensch auf der Welt (geschweigeden Sonya) Sympathie für ihn, seine Sprüche oder sein furchtbares Verhalten empfinden kann. Dabei ist er ein reiner Antagonist, ohne Tiefe, Seele oder erkennbaren Beweggründen. Er ist einfach durch und durch Scheiße, was meiner Meinung nach auch an dieser Stelle viel zu kurz gegriffen ist. Warum ist er so wie er ist? Was muss passieren, dass er sich entwickelt? Warum sind die anderen mit ihm befreundet? Auf keine dieser Fragen gibt das Buch eine Antwort.
Ein kleines Licht in diesem dunklen Chaoshaufen ist Coleys Vater für mich. Er unterstützt sie und fängt sie im Laufe des Buches immer wieder auf, auch wenn sie sich verhält wie das letzte Arschloch. Er ist geduldig und fürsorglich und so unglaublich verständnisvoll, dass es schon fast lächerlich ist. Curtis ist eine der wenigen Figuren im Buch, die ich mochte. Aus diesem Grund hätte ich mir auch hier sehr viel mehr Tiefe und Hintergrundgeschichte gewünscht, die auch die Beziehung von Coleys Eltern mehr aufarbeitet. Aber das bleibt leider ebenfalls aus.
Alles in allem fehlt es diesem Buch in der Quintessenz besonders an zwei Dingen: Tiefe und Authentizität. Ich denke, dass das eine sicherlich auch das andere bedingt. Die Figuren handeln so unauthentisch, wodurch nie die Möglichkeit entsteht, dass Gespräche und Gefühle aufkommen können. Sämtliche Erlebnisse in diesem Buch sind so extrem, dass es nicht mehr glaubwürdig ist. Coley befindet sich MEHRFACH in lebensgefährlichen oder komplett unrealitisch dramatischen Situationen wieder, was einfach nicht realistisch ist. Schade, Schade.
Ich bin selbst lesbisch, 25 Jahre alt und habe Bücher wie "She gets the girl" von Rachael Lippincott und Alyson Derrick (auch YA) sehr geliebt und kann dem Genre, besonders wenn es sapphic ist, absolut sehr viel abgewinnen. Dieses Buch von Hayley Kiyoko hat mir aber leider absolut nicht gefallen, was ich persönlich sehr schade finde, da ich es wirklich mögen möchte. Es ist so wichtig, dass queere Liebe Repräsentation bekommt und diese genauso Raum im medialen Mainstream einnehmen darf und kann wie heterosexuelle Liebe. Dennoch möchte ich in meiner Bewertung ehrlich sein. Dieses Buch schafft nicht, was es versucht und das ist wirklich schade. Ja wir brauchen queere Repräsentation in Büchern aber die kann auch fernab von Drogen-Missbrauch von Minderjährigen, toxischen Verhaltensweisen (die absolut nichts mit Liebe zutun haben) und willkürlichen emotionalen Ausbrüchen stattfinden.
Daher kann ich für dieses Buch leider absolut keine Empfehlung aussprechen, da "Girls Like Girls" meiner Meinung keinen guten Beitrag für queere Repräsentation in Büchern leistet.
In diesem Zusammenhang steht nun der Debut-Roman von Hayley Kiyoko, der den Handlungsstrang des Musikvideos aufnimmt, aufarbeitet und weiterführt. Ich mag das Cover tatsächlich sehr gerne und mir gefällt das minimalistische Design der deutschen Ausgabe. Es erinnert mich sehr an die Designs der Bücher von Alice Oseman (die neuen Ausgaben), die ebenfalls queere Themen behandeln und deren Geschichten ich sehr liebe.
Für Fans von Hayley Kiyoko und ihrem Song "Girls like Girls" bietet das Buch die perfekte Gelegenheit, um erneut und diesmal noch tiefer in die Welt von Coley und Sonya einzutauchen. So viel zu meinen Erwartungen, die ich an das Buch und dessen Bedeutung für die Community gestellt habe.
Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an das Buch sehr enttäuscht wurden. Nach der Leseprobe war ich noch sehr begeistert von dem Schwung und der Geschwindigkeit, in der Kiyoko die Geschichte erzählt. Ich habe das Tempo in dem ich die Leseprobe verschlungen habe als etwas Positives gewertet. Jetzt wo ich das Buch beendet habe, seh ich das ein bisschen anders. Viele Dialoge und Geschehnisse im Buch fühlen sich überdermaßen übereilt an, dass es schwer fällt einzelne Szenen wertschätzen oder überhaupt richtig wahrnehmen zu können. Dialoge, die Potenzial für tiefer gehende Gespräche gehabt hätten, werden immer wieder unterbrochen oder durch emotionale Ausbrüche (zumeist von der Protagonistin) beendet. Coleys Handlungen, Gedanken und Emotionen erscheinen nahezu ausschließlich komplett übersteigert und unauthentisch oder absolut willkürlich. In diesem Buch weiß man nie, was als nächstes chaotisches passiert und das ist in diesem Fall absolut nicht positiv.
Neben Coley tritt auch ihr Love-Interest Sonya absolut problematisch auf. Die 17-jährige ist in nahezu jeder Szene betrunken oder dabei sich zu betrinken, was im Buch kaum bis nahezu nie problematisiert wird, im Gegenteil. Oft werden beistehende Figuren (zumeist Coley) noch zum Mittrinken animiert. Kaum eine Interaktion zwischen ihr und Coley findet ohne Alkohol statt oder ist durchweg mal freundlich, sodass man als Leser*in einfach nicht versteht woher die Anziehung der beiden füreinander rührt. Kiyoko kratzt nur an der Oberfläche der Möglichkeiten ihre Figuren auszuarbeiten und das finde ich sehr schade. 313 Seiten später habe ich immer noch keine Ahnung wer Coley eigentlich ist, was sie begeistert (außer Sonya) und was ihr im Leben wichtig ist. Vielleicht weiß sie das selbst auch nicht, was als Teenager auch in Ordnung ist, aber zumindest irgendeine Art von Hobby oder Interesse wäre schon auch schön gewesen. Die Interaktionen und Gespräche von Sonya und Coley sind unter anderem so toxisch, dass es mir wirklich schwer gefallen ist, die beiden als Pärchen anzufeuern und mir zu wünschen, dass sie zusammenkommen.
Gegen Ende macht Coley eine wichtige Entwicklung mit ihrem Vater aber auch mit sich selbst durch, die ich als sehr schön empfand, der aber auch hier wieder meiner Meinung nach zu wenig Raum zur Entfaltung gegeben wurde.
Ich hätte mir weniger Geschehniss, nach Geschehniss, nach Geschehniss gewünscht und dafür mehr Tiefe in den einzelnen Szenen. In der zweiten Hälfte des Buches tritt eine weitere weibliche Figur in Erscheinung, die Coleys Leben prägt und ehrlicherweise würde ich diese komplette Handlung am liebsten einfach ersatzlos streichen, damit für (meiner Meinung nach) wichtigere Handlungspunkte mehr Raum und Entfaltung Platz gewesen wäre. Ich habe keinen Mehrwert in der Existenz dieser Person gesehen und finde es schade, dass dafür Seiten im Buch verschwendet wurden. Mit diesem Handlungsstrang werden so viele weitere Themen aufgeworfen, die nur angeschnitten werden und das ist absolut schade, da es auch viele wichtige Themen sind. Eine weitere Figur, zu der ich noch etwas sagen muss ist Trenton. Diese Figur ist so unglaublich widerlich geschrieben, das ich beim Lesen absolut nicht nachvollziehen kann wie auch nur irgendein Mensch auf der Welt (geschweigeden Sonya) Sympathie für ihn, seine Sprüche oder sein furchtbares Verhalten empfinden kann. Dabei ist er ein reiner Antagonist, ohne Tiefe, Seele oder erkennbaren Beweggründen. Er ist einfach durch und durch Scheiße, was meiner Meinung nach auch an dieser Stelle viel zu kurz gegriffen ist. Warum ist er so wie er ist? Was muss passieren, dass er sich entwickelt? Warum sind die anderen mit ihm befreundet? Auf keine dieser Fragen gibt das Buch eine Antwort.
Ein kleines Licht in diesem dunklen Chaoshaufen ist Coleys Vater für mich. Er unterstützt sie und fängt sie im Laufe des Buches immer wieder auf, auch wenn sie sich verhält wie das letzte Arschloch. Er ist geduldig und fürsorglich und so unglaublich verständnisvoll, dass es schon fast lächerlich ist. Curtis ist eine der wenigen Figuren im Buch, die ich mochte. Aus diesem Grund hätte ich mir auch hier sehr viel mehr Tiefe und Hintergrundgeschichte gewünscht, die auch die Beziehung von Coleys Eltern mehr aufarbeitet. Aber das bleibt leider ebenfalls aus.
Alles in allem fehlt es diesem Buch in der Quintessenz besonders an zwei Dingen: Tiefe und Authentizität. Ich denke, dass das eine sicherlich auch das andere bedingt. Die Figuren handeln so unauthentisch, wodurch nie die Möglichkeit entsteht, dass Gespräche und Gefühle aufkommen können. Sämtliche Erlebnisse in diesem Buch sind so extrem, dass es nicht mehr glaubwürdig ist. Coley befindet sich MEHRFACH in lebensgefährlichen oder komplett unrealitisch dramatischen Situationen wieder, was einfach nicht realistisch ist. Schade, Schade.
Ich bin selbst lesbisch, 25 Jahre alt und habe Bücher wie "She gets the girl" von Rachael Lippincott und Alyson Derrick (auch YA) sehr geliebt und kann dem Genre, besonders wenn es sapphic ist, absolut sehr viel abgewinnen. Dieses Buch von Hayley Kiyoko hat mir aber leider absolut nicht gefallen, was ich persönlich sehr schade finde, da ich es wirklich mögen möchte. Es ist so wichtig, dass queere Liebe Repräsentation bekommt und diese genauso Raum im medialen Mainstream einnehmen darf und kann wie heterosexuelle Liebe. Dennoch möchte ich in meiner Bewertung ehrlich sein. Dieses Buch schafft nicht, was es versucht und das ist wirklich schade. Ja wir brauchen queere Repräsentation in Büchern aber die kann auch fernab von Drogen-Missbrauch von Minderjährigen, toxischen Verhaltensweisen (die absolut nichts mit Liebe zutun haben) und willkürlichen emotionalen Ausbrüchen stattfinden.
Daher kann ich für dieses Buch leider absolut keine Empfehlung aussprechen, da "Girls Like Girls" meiner Meinung keinen guten Beitrag für queere Repräsentation in Büchern leistet.