Unerwartete Erste Liebe

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plutori Avatar

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Ich hab ziemlich auseinandergehende Meinungen zu diesem Buch. Vieles hat mir gefallen, aber einige Dinge haben mich so sehr gestört, dass ich einen Stern abgezogen habe. Ursprünglich sollte meine Bewertung 4 Sterne werden, aber es sind leider nur 3 geworden. Trotz meiner Kritik bin ich froh, dass es dieses Buch gibt, denn wir brauchen definitiv mehr Bücher über queere Menschen jeglicher Art! Diese Review ist NICHT spoilerfrei!


Schreibstil
Anfangs war ich kein großer Fan vom Schreibstil. Es hat sich an manchen Stellen etwas zu sehr nach Wattpad Fanction angefühlt, aber als ich mir bewusst gemacht habe, dass dies ein Debutroman mit Teenagern als Zielgruppe (zu denen ich nicht mehr gehöre) ist, fiel es mir leichter den Schreibstil zu genießen. Das Buch ist schnell und einfach zu lesen, ohne große poetische Ausdrücke und macht es daher zu einem netten Buch für Zwischendurch. Auch wenn es literarisch gesehen vielleicht kein Meisterwerk ist, hat es letztendlich doch Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. 3.5/5


Plot
Die beiden Haupthandlungsstränge haben bei mir komplett gegensätzliche Gefühle ausgelöst: Den einen habe ich geliebt, den anderen eher nicht.
Zu Beginn habe ich wirklich gehofft, dass Coley und Sonya zusammen kommen, weil ich die beiden echt süß zusammen fand. Aber je mehr ich gelesen habe, desto mehr habe ich gehofft, dass Coley Sonya einfach endlich fallen lässt. Deren gesamte Beziehung war einfach nur toxisch. Sonya hat Coley die ganze Zeit über einfach nur schlecht behandelt und sie als emotionalen Boxsack benutzt. Warum? Weil sie Angst hatte? Weil sie von ihren Freunden nicht verurteilt werden wollte? Sie hätte ihre Sorgen und Ängste auch einfach mit Coley besprechen können, statt Coley immer wieder von sich wegzustoßen und ihr wehzutun. Dies stört mich besonders, weil die Zielgruppe eher jüngere Mädchen in ihren Teenagerjahren sind, die vielleicht noch nie eine Beziehung und romantische Erfahrungen hatten, und dann durch solche Stories lernen, dass dieses toxische hin-und her und and an der Nase herumgeführt zu werden in Ordnung sind. Obwohl ich die Beziehung der beiden anfangs süß fand, hatte ich zum Ende hin gehofft, dass Coley sich gegen Sonya entscheidet.
Andererseits mochte ich die Beziehung zwischen Coley und ihrem Vater Curtis wirklich sehr. Die gesamte Situation ist für beide nicht einfach, beide haben einen geliebten Menschen verloren und kennen sich kaum. Aber durch die gemeinsame Trauer finden die beiden zueinander und lernen sich kennen was letztendlich dazu führt, dass sie sich endlich als Vater und Tochter kennen und wertschätzen. Ich hatte viel mehr Spaß daran die Szenen zwischen Coley und Curtis zu lesen, als die zwischen Sonya und Coley. Die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden war holprig und nicht immer einfach, aber sie fühlte sich sehr authentisch und echt an, sie ist wirklich gut geschrieben. Es hat mich gefreut wie Vater und Tochter einander näher gekommen sind, während auf der anderen Seite, die Beziehung zwischen Coley und Sonya mich fast so weit hatte, dass ich mir die Haare rausreißen wollte, weil ich nicht wollte, dass die beiden am Ende zusammen kommen.
Zusammenfassend würde ich dem Plot solide 3/5 Sternen geben. 4/5 für Coley und ihren Vater Curtis, 2/5 für Coley und Sonya.


Charaktere
Ich mochte die meisten Charaktere wirklich sehr und deswegen gibt es für den Cast 3.5/5 Sternen von mir.

Coley 3.5/5
Ich mag Coley als Protagonisten in diesem Buch. Man kann sich in vielen Arten in ihr wiederfinden und sich in sie hineinversetzen. Nur im Bezug auf Sonya ist sie überhaupt nicht nachvollziehbar, meiner Meinung nach. Nachdem sie plötzlich auf die wohl traumatischste Weise (Selbstmord der Mutter) nach Oregon zu ihrem Vater ziehen muss, ist sie wütend und verzweifelt und will so schnell wie möglich wieder weg aus der Stadt sobald sie ihren Schulabschluss hat. Bloße keine Freunde finden, keine Beziehungen knüpfen und auf gar keinen Fall mit dem Vater, der ja bisher auch kein Interesse an ihr zeigte, anfreunden. Das alles ist wirklich super nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass Coley nur ein Teenager ist, der sein ganzes Leben verloren hat und komplett neustarten muss. Die meisten ihrer Reaktionen und Gefühle sind, wie bereits gesagt, wirklich nachvollziehbar und ich denke jeder Leser kann sich irgendwo in Coley selbst sehen. Selbst dass sie sich in die wunderschöne Sonya verliebt ist nachvollziehbar - Wer würde sich nicht in das schönste, bezauberndste Mädchen der Stadt verlieben? So gut wie jeder war schon mal unsterblich verliebt und vernarrt in jemanden. Da scheint es auch keinen großen Unterschied zu machen, dass Coley und Sonya beide Mädchen sind. Coley scheint schnell zu akzeptieren, dass sie queer ist und statt lange darüber zu verzweifeln, steckt sie ihre Energie lieber in ihr Schwärmen für Sonya. Wo mein Verständnis ihrem Verhalten gegenüber jedoch aufhört ist der Moment in dem Sonya einfach nur noch toxisch und gemein zu ihr ist. Sie sieht einfach nicht ein, dass sie und Sonya nicht gut füreinander sind und die Beziehung viel zu negative Auswirkungen auf beide hat. Ich hatte gehofft, dass sie dies zum Ende des Buches hin noch realisiert und an der Situation wächst, aber leider war dies ja nicht der Fall. Aus dem Grund zieh ich ihr einen halben Stern ab.

Sonya 1/5
Der einzige Grund warum Sonya überhaupt einen Stern von mir kriegt ist ihr privates Online Tagebuch. Da waren ihre Beweggründe wenigstens ansatzweise nachvollziehbar. Leider hat sie nichts davon nach außen hin gezeigt und stattdessen ein toxisches "Push-and-Pull"-Spiel mit Coley gespielt. Hätte sie einfach ehrlicher ihre Gefühle kommuniziert und mit Coley geredet, hätte ich sie bestimmt mehr gemocht. Aber sie tut es nicht und deswegen kann ich sie leider nicht mögen. Mehr gibt es nicht zu sagen.

Curtis 5/5
Curtis hat die Geschichte für mich gerettet. Ich hab es sehr gemocht, wie er Coley unterstützt und ihr Freiraum gibt sich selbst zu finden und sich mit ihrem ganz neuen Leben in einer neuen Stadt mit neuen Freunden zurechtzufinden, während er selbst sich damit auseinandersetzen muss, dass er auf einmal eine fast erwachsene Tochter, die er zudem kaum kennt, zuhause hat. Er gibt sich wirklich Mühe, sich mit ihr anzufreunden und ihr das Gefühl zu geben, dass sie bei ihm zuhause ist. Ich finde es schön, wie die beiden durch ihre gemeinsame Trauer zueinander finden, zusammen Geschichten austauschen und sich so emotionalen Beistand geben. Er ist glaube ich, mein Lieblingscharakter in diesem Buch.

Sonyas Freunde 4/5
Ich schmeiße an dieser Stelle mal Sonyas Freunde auf einen Haufen, denn obwohl sie alle etwas unterschiedliches zu der Story beitragen, tun sie dies eben alle. Auf unterschiedliche Weisen bereichern diese Charaktere die Geschichte und ob man sie nun mag oder nicht, sie sind gut geschrieben und ohne sie würde etwas fehlen. Selbst ohne Trenton, den ich am liebsten zum Mond schießen würde, würde diesem Buch etwas fehlen.