3,5 Sterne - Female Rage und ein düster schönes Setting

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mai.pgn Avatar

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Bereits das Cover spiegelt die Zweiseitigkeit des Leben der Marionettes wieder. Nach außen hin anmutig und elegant, im Inneren aber düster, unterdrückt und vorallem kontrolliert.

Die Charaktere:
Emberlyn ist für mich eine Protagonistin, mit der man sich super gut identifizieren kann. Zum einen liebt sie ihre Schwestern (so nennen sich die Marionettes) über alles, steht mit sich selbst jedoch auch in einem inneren Konflikt durch den Wunsch dem Leben als Gefangene des Puppenspielers zu entfliehen. Hinzu kommt der durchaus nachvollziehbare Hass und die Wut, die sie aufgrund ihrer Lebensumstände immer wieder thematisiert werden. In meinen Augen hat die Autorin hier eine absolut gelungene Protagonistin erschaffen die als Sinnbild für Female Rage verstanden werden kann.

Etinne hingegen ist zwar ebenso ein Gefangener, strahlt jedoch eine nach außen hin erstmal Ruhe aus. Seine Schüchternheit gegenüber Emberlyn hat mir sehr gut gefallen, jedoch hätte ich mir für seinen Charakter noch etwas mehr Tiefe gewünscht.

Die Vielfältigkeit der Marionettes war sehr angenehm zu lesen. Trotz ihrer deutlich unterschiedlichen Charakter wurde der Zusammenhalt untereinander, ausgelöst durch das gemeinsame Leid, auf eine schöne, wenn auch traurige Art dargestellt.

Besonders gelungen fand ich die Darstellung des Puppenspielers, der in der Geschichte der Bösewicht ist. Seine verquerte Art und seine narzisstische Sichtweise haben mich mehr als einmal wütend gemacht. Spannend fand ich insbesondere, dass hier kein "Redemption-Arc" eingebaut wurde, sondern bis zum Ende seine durch und durch böswilliger Charakter beibehalten wurde.

Das Setting:
Das Worldbuilding sowie die verschiedenen Schauplätze der Handlung geben die Kernthematik super wieder. Nach außen hin erscheint das Leben der Marionettes glamourös und luxuriös, hinter den Kulissen wartet jedoch nicht mehr als Angst und Unterdrückung.

Interessant fand ich, dass es neben dem ursprünglichen Ende der Geschichte noch ein alternatives Ende gab. Hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, aber beide Enden waren durchaus passend und haben mir beide gefallen.

Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen. An manchen Stellen hat es sich etwas gezogen und an anderen Stellen hätte es wiederum mehr an Tiefe gebrauchen können. Insbesondere zur Entstehung oder zum Hintergrund des Fluches bzw. der Magie an sich hätte ich mir mehr Erklärungen gewünscht. Ein Jahreshighlight war es dann am Ende leider nicht, jedoch habe ich es gerne gelesen und konnte gut mit Emberlyn und den Marionettes mitfühlen.