Düstere, gothic-märchenhafte Ballett-Geschichte

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elchi Avatar

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„Girls of Dark Divine“ von E. V. Woods ist ein düsteres Romantasy-Debüt, das Ballett mit Fantasy-Elementen verbindet. Schon die Grundidee – Tänzerinnen, die wie Marionetten unter einem Fluch an den Fäden eines Puppenspielers hängen – hat mich sofort neugierig gemacht. Da ich Tanzgeschichten, besonders über Ballett, sehr liebe, musste ich dieses Buch unbedingt lesen.

Leider hat mich die Umsetzung nicht voll überzeugen können und die Geschichte blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Die Protagonistin Emberlyn blieb für mich oft blass und passiv. Ich hätte mir mehr innere Stärke und Entwicklung gewünscht, um wirklich mit ihr mitfühlen zu können. Auch Etienne, der geheimnisvolle Schattenpartner, wirkte auf mich weniger wie eine romantische Figur und mehr wie ein guter Freund – der Funke wollte nicht richtig überspringen.

Malcolm Manrow, der Leiter der Marvellous Marionettes, ist als Gegenspieler interessant angelegt – kontrollierend, charismatisch und zugleich abstoßend. Seine Macht über die Tänzerinnen und die Art, wie er ihre Körper wie Puppen lenkt, erzeugen eine beklemmende Atmosphäre. Dennoch blieb auch er für mich etwas eindimensional; seine Motivation und sein Hintergrund hätten mehr Tiefe vertragen, um wirklich als komplexer Antagonist zu wirken.

Die Atmosphäre ist definitiv ein Pluspunkt: Düster, fast gothic-märchenhaft, und eigentlich perfekt für die Geschichte. Doch so sehr mir diese Grundstimmung gefiel, so wenig hat sie mich emotional gepackt. Das lag für mich vor allem am Schreibstil. Der Einstieg wirkte recht holprig, wodurch ich nur schwer in die Handlung hineinfand. Auch später blieb die Sprache oft zäh und langgezogen, was meinen Lesefluss gebremst hat. Während die Geschichte insgesamt eher langatmig wirkte, wurden manche Szenen dagegen sehr abrupt abgebrochen. Dadurch wollte sich bei mir leider keine echte Spannung aufbauen.

Die Erzählperspektive hat zudem Distanz geschaffen. Ich konnte keine enge Bindung zu den Figuren entwickeln und fühlte mich eher als Beobachterin. Auch die Kapitel zogen sich in die Länge, ohne dass viel passierte. So fehlte mir die Dynamik, die ein Buch mit diesem spannenden Konzept eigentlich verdient hätte.

Der Weltenbau hätte ebenfalls mehr Tiefe vertragen können. Besonders die dunkle Magie und der Ursprung des Fluches wurden nur oberflächlich erklärt. Hier hätte ich mir detailliertere Einblicke und Hintergrundwissen gewünscht.

Interessant war, dass die deutsche Ausgabe zwei Enden bietet. Für mich passte das Originalende stimmiger zur Geschichte und hinterließ den runderen Gesamteindruck.

Fazit:

„Girls of Dark Divine“ von E.V. Woods ist ein düster-romantisches Debüt mit einer faszinierenden Grundidee und einer märchenhaft-gothischen Atmosphäre. Aber leider blieb die Umsetzung für mich zu langatmig und oberflächlich, sodass weder die Figuren noch die Spannung mich emotional ergreifen konnten. Auch wenn es nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat, könnten Leser*innen, die atmosphärische Romantasy mit Ballett-Elementen suchen, hier dennoch fündig werden.