Im Schatten der Mutter

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bella0070 Avatar

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Ingrid Olssen ist berühmt für ihre kompromisslose Kunst und ihren exzentrischen Lebensstil, dem sich alles unterordnen muss, auch ihre Kinder Matilda und Nora. Die älteste Tochter Matilda entflieht diesem Leben als sie mit 16 Jahren schwanger wird. Zurück bleibt ihre 9 Jahre jüngere Schwester Nora, die von da an den Eskapaden ihrer Mutter schutzlos ausgeliefert ist. Ingrid Olssens ausschweifendes Leben mit Drogen, Alkohol und wechselnden Männerbekanntschaften ist ein gefundenes Fressen für die Klatschpresse.
Noras Leben ist geprägt von Vernachlässigung, Einsamkeit und der Erkenntnis, von allen verlassen worden zu sein. Ihre Hoffnung, bei ihrer Schwester Matilda leben zu können, erfüllt sich nicht. Diese Enttäuschung reißt eine tiefe Wunde in das Verhältnis der beiden Schwestern zueinander.
Erst ein Roadtrip durch die USA zu einer Ausstellung ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter bietet den beiden die Möglichkeit, das Trauma aufzuarbeiten und wieder zueinander zu finden.

Das Buch wird hauptsächlich aus der Perspektive der älteren Schwester Matilda geschrieben. Die Erzählung wird durch Texte und Interviews von Ingrid Olssens Biograf immer wieder unterbrochen und auch realen Personen, Orte und Ereignisse werden in die Geschichte eingewoben, was dem ganzen Buch eine sehr authentisch Note gibt. Die Texte der Kunstkritiker sind ebenfalls hervorragend geschrieben, so dass der Leser den Eindruck erhält, eher eine Biografie als einen Roman zu lesen. Ich muss zugeben, ich habe Google befragen, ob Ingrid Olssen wirklich ein fiktiver Charakter ist.

Das Leben der beiden Töchter im Schatten der Mutter ist erschreckend und oft herzzerreißend. Ingrids Leben wird von der Klatschpresse an die Öffentlichkeit gezerrt und der Sensationslust preisgegeben. Die Leiden ihrer Töchter ist offensichtlich, doch niemand kümmert sich wirklich darum. Als Erwachsene sind beide zutiefst verunsichert und misstrauisch. Wem können sie wirklich trauen und wer will nur wegen des Ruhms mit ihnen zusammen sein?

"Girls" von Kirsty Capes ist ein authentischer und aufwühlender Roman, lesenswert doch keine leichte Kost.