Kirsty Capes Roman "Girls" hinterlässt auf jeden Fall einen gehörigen Ein- und Nachdruck. Im Mittelpunkt steht die Person und das Leben der Künstlerin Ingrid Olssen, Mutter von Matilda und Nora. Die Person der Künstlerin fasziniert zunächst mit ihrer schier grenzenlosen Egozentrik und ihrer Durchsetzungsstärke, was ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse betrifft. Die Schattenseite sind Depressionen, Alkohol- und Drogentrips sowie eine emotionale Vernachlässigung ihrer beider Töchter, die wie Requisten in ihrem Leben wirken. Der Roman hebt an mit dem Tod der Mutter und der Regelung ihres Nachlasses, was die beiden Töchter nun wieder zusammenführt, aber nicht zwangsläufig näherbringt. Sie erfüllen eine Mission und begeben sich auf einen Roadtrip nach San Francisco. Zum Teil hat der Roman sehr voyeuristisch auf mich gewirkt, zum Teil sehr verstörend. Es braucht Mut, sich mit so einer im Grunde unseligen Familienkonstellation auseinanderzusetzen.