Schon auf den ersten Seiten entfaltet sich ein atmosphärischer, fast filmischer Stil, der mich sofort in den Bann gezogen hat. Die Autorin Ruby Braun versteht es meisterhaft, mit sinnlicher Sprache und feinen Details ein Setting zu zeichnen, das sowohl realistisch als auch märchenhaft wirkt. Das Grandhotel Lichtenstein, mit seiner opulenten Kulisse und seinem geheimnisvollen Ruf, bietet die perfekte Bühne für große Träume – und tiefe Abgründe.
Im Zentrum steht Charlie, eine junge Tänzerin, deren Hoffnung und Verzweiflung greifbar sind. Ihr innerer Antrieb, der Wunsch nach einem Neuanfang, ist bewegend dargestellt. Auch die ersten Begegnungen mit anderen Figuren – etwa der stoisch-mysteriöse Willem oder die strenge Flora Faber – versprechen vielschichtige Dynamiken und Spannung. Besonders faszinierend ist die Mischung aus glanzvoller Oberfläche und düsteren Untertönen: alte Familiengeheimnisse, gesellschaftliche Zwänge, Missbrauch von Macht – alles wird fein angedeutet und sorgt für ein unterschwelliges Knistern.
Die Dialoge wirken lebendig, die Szenen gut komponiert. Der French Cancan im Vortanzen ist ein Höhepunkt – sowohl tänzerisch als auch emotional. Das Setting ist nicht nur Kulisse, sondern fast schon ein eigener Charakter, so stimmungsvoll und vielschichtig beschrieben.
Ich bin sehr gespannt, welche dunklen Geheimnisse sich noch im Lichtenstein verbergen und wie sich Charlies und Willems Wege weiter verweben. Ein packender Auftakt, der literarisch wie inhaltlich neugierig macht!