Glücksmädchen oder Unglücksmädchen?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
marina_88 Avatar

Von

Stockholm in der Gegenwart, an einem verregneten Abend: Es herrscht Aufregung, die achtjährige Lycke ist nach einer Tennisstunde, die jedoch abgesagt wurde, unauffindbar. Die letzte Person, die sie gesehen haben soll, ist ihre Stiefmutter Chloe, sie hat Lycke zum Tennis gebracht. Lycke ist ein Scheidungskind, welches die Zeit abwechselnd beim Vater und seiner neuen Frau oder der Mutter verbringt. Ihre Eltern Harald und Helena tun sich zusammen, um gemeinsam mit der Polizei Lycke wiederzufinden.
Zeitgleich bekommt auch die Presse Kenntnis über den Vermisstenfall und die Kriminalreporterin Ellen Tamm, die bei einem Stockholmer Fernsehsender arbeitet, wird beauftragt über diesen Fall zu berichten. Ellen Tamm ist persönlicher in diesen Fall involviert, als sie es zugeben mag. Ihre Zwillingsschwester Elsa war ebenfalls im Alter der kleinen Lycke, als diese durch einen Unfall ums Leben kam. Noch immer gibt sich Ellen die Schuld an der Tragödie und versucht nun umso stärker alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Lycke zu finden.

Die Autorin Mikaela Bley hat mit ihrem Debütroman einen spannenden Psychothriller kreiert. Geschickt setzt sie die Gefühle der einzelnen Figuren in Szene, sodass der Leser sich direkt mit ihnen identifizieren kann: Die lähmende Angst und Verzweiflung der leiblichen Eltern, die Panik von Ellen Tamm, die durch diesen Fall nochmals das Verschwinden ihrer Zwillingsschwester durchlebt und nicht zuletzt auch die Hilflosigkeit von allen Charakteren.

Mikaela Bley greift in Ihrem Buch zwei aktuelle Themen unserer Zeit auf. Zum einen die Scheidungsproblematik und deren Folgen für alle Beteiligten und zum anderen der Umgang mit den Medien.

Im Buch wird deutlich, dass es Lycke als Scheidungskind nicht leicht hat. Sie wird quasi herumgereicht vom Vater zur Mutter und umgekehrt. Keiner von beiden scheint ein ernsthaftes Interesse an ihrer Tochter zu haben und merken nicht, wie schlecht es ihr geht. Das sie kaum Freunde hat und auch mit der neuen Frau ihres Vaters nicht zurecht kommt. Beide Eltern sind sehr auf ihre jeweilige Arbeit fokussiert.
Der Umgang mit den Medien wird in diesem Buch von der positiven, als auch von der negativen Seite beleuchtet. Positiv ist, dass heutzutage viel mehr Menschen in kürzester Zeit erreicht werden können, um zum Beispiel nach Vermissten zu suchen oder Hinweise zu geben. Der negative Aspekt zeigt, dass es den Medien in erster Linie darum geht, ihre Nachrichten am Besten zu verkaufen, zur Not auch auf Kosten der "Opfer".

Zusammenfassend kann ich dieses Buch jedem emfehlen, der gerne Psychothriller mit Bezug auf aktuelle Themen liest.