Lebensnah und spannend

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simone1711 Avatar

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Kriminalreporterin Ellen Tamm wird mit einem Fall konfrontiert, der alte Wunden bei ihr aufreisst - die 8jährige Lycke ist verschwunden. Während sie auf Anordnung ihres Chefs und Exfreundes versucht, immer möglichst nah dran zu bleiben und aktuell zu berichten, wird sie immer mehr in Lyckes Schicksal hineingezogen, erinnert es sie doch tragisch an ihre eigene Vergangenheit und den Tod ihrer Zwillingsschwester. Während Ellen immer mehr mit ihren eigenen Dämonen kämpft, aber trotzdem nicht locker lässt damit Lycke gefunden wird, läuft die Zeit unerbittlich weiter...

Ausser Ellen spielen drei weitere Frauen eine große Rolle in dem Thriller von Mikaela Bley. Lyckes Mutter, verlassen, alleinerziehend, anscheinend in der Mutterrolle auch nicht sehr glücklich. Lyckes Stiefmutter, von Eifersucht auf die Vergangenheit ihres Mannes geplagt, und Lycke gegenüber abweisend und hartherzig. Und das Kindermädchen Mona, das Lycke aufrichtig liebt - vielleicht zu sehr. Immer wechselnd wird aus der Sicht der Frauen erzählt, und so kommt man als Leser, genau wie Ellen, der Wahrheit langsam näher.

Ein sehr aktuelles Thema hat Mikaela Bley hier aufgegriffen - von Kindern, die keiner so recht will, die überall im Weg oder gar unerwünscht sind, selbst in gut situierten Verhältnissen. Die in der neuen Familie des Vaters stören, und bei der Mutter Überforderung verursachen. Mir tat es wirklich weh, wie die kleine Lykke hin- und hergeschoben, im Regen vor der Tennishalle vergessen wurde, und auch in der Schule nur Ausgrenzung erfuhr.

Insgesamt fand ich das Buch sehr spannend, angenehm zu lesen und auch sehr realitätsnah. Fast jede Reaktion, jedes Gefühl war einleuchtend beschrieben und wie aus dem Leben gegriffen. Es war leicht, Sympathien und Abneigungen zu entwickeln. Zumindest bei den Hauptpersonen. Ellens Kollegen blieben etwas blass.

Kann den Thriller durchaus empfehlen.