Hat mich leider nicht so glücklich gemacht
„Glück“ hat mich leider nicht richtig glücklich gemacht. Dabei hatte das Thema extrem viel Potential. Im Roman geht es (hauptsächlich) um zwei Frauen, bei denen die sogenannte innere Uhr tickt. Sie sind knapp 40, Single und fragen sich: Ist der Kinder-Zug abgefahren oder kann und will ich noch aufspringen? Und vor allem: Braucht man Kinder (und eine Beziehung) um glücklich zu sein?
Ich hatte mich aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe auf einen progressiven Roman gefreut, denn natürlich ist die Antwort auf die Fragen in meinen Augen eigentlich „Nein“, auch wenn das natürlich durch gesellschaftlichen Druck, individuelle Ansichten und Wünsche etc. pp. NICHT so einfach zu beantworten ist. Und leider ist es durch die Biologie nun mal so, dass es diese Phase im Leben einer Frau gibt, in der man sich die K-Frage stellen muss, wenn man die „Deadline“ nicht verpassen will. Zu alt, um noch warten zu können, zu jung um es „hinter sich zu haben“.
Leider hat mich der Roman nicht wirklich gepackt und erreicht, obwohl ich das Thema an sich extrem emotional, unfair und aufwühlend finde. Woran hat’s jelegen?
Erstmal wurden sehr viele Handlungsstränge aufgemacht und nicht wirklich beendet. Teilweise haben Familienmitglieder oder Freund:innen ganze Kapitel bekommen, ohne dass sie jetzt richtig viel zur Geschichte beigetragen oder die Gefühle der beiden Protagonistinnen anfassbarer gemacht hätten. Gefühle waren mein größtes Problem bzw. ihr Ausbleiben. Es fehlte der Tiefgang in der Gedankenwelt und den Emotionen, die das Kinderthema auslöst. Es bleibt leider recht unnahbar und fast schon nüchtern.
Hinzu kommt, dass ich auch 1-2 Takes im Buch fragwürdig fand. Zum Beispiel hatte die eine Protagonistin in der Vergangenheit zwei Abtreibungen, die sie jetzt tendenziell bereut und fragt sich deshalb, ob die entsprechenden Beratungsgespräche nicht kritischer und ausführlicher geführt werden müssten. Ich denke wir sollten eher über die Abschaffung von § 218a sprechen und über niedrigschwellige Zugänge und nicht das Thema Kinderwunsch mit dem Recht am eigenen Körper vermischen. Das war aber vielleicht auch nur meine Wahrnehmung zwischen den Zeilen – so eindeutig wurde es nicht geschrieben. Den zweiten schwierigen Take, der bei mir hängen geblieben ist, waren die Ansichten der zweiten Protagonistin in Sachen politischer Verantwortung für Alleinerziehende. Das sieht sie als individuelles Problem – selber Schuld, wenn die Kohle knapp ist und die Sorgen groß. Sie wird innerhalb der Handlung zwar für diese Aussage kritisiert (sie ist Senatorin für Familienpolitik 🥲), aber so richtig reflektiert und gerade gerückt wird sie halt nicht.
Am Ende bekommt der Roman eine leicht dystopische Wendung (will jetzt nicht zu viel spoilern), die zwar interessant war, aber irgendwie auch zu einem Roman-Ende führte, das mir etwas zu plump und für das komplexe Thema zu verkürzt war.
Für Gesprächsstoff sorgt das Buch aber allemal! Deshalb gibt es von mir aufgerundete 2,5 Sterne. Es braucht mehr Bücher über das Thema! Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.
Ich hatte mich aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe auf einen progressiven Roman gefreut, denn natürlich ist die Antwort auf die Fragen in meinen Augen eigentlich „Nein“, auch wenn das natürlich durch gesellschaftlichen Druck, individuelle Ansichten und Wünsche etc. pp. NICHT so einfach zu beantworten ist. Und leider ist es durch die Biologie nun mal so, dass es diese Phase im Leben einer Frau gibt, in der man sich die K-Frage stellen muss, wenn man die „Deadline“ nicht verpassen will. Zu alt, um noch warten zu können, zu jung um es „hinter sich zu haben“.
Leider hat mich der Roman nicht wirklich gepackt und erreicht, obwohl ich das Thema an sich extrem emotional, unfair und aufwühlend finde. Woran hat’s jelegen?
Erstmal wurden sehr viele Handlungsstränge aufgemacht und nicht wirklich beendet. Teilweise haben Familienmitglieder oder Freund:innen ganze Kapitel bekommen, ohne dass sie jetzt richtig viel zur Geschichte beigetragen oder die Gefühle der beiden Protagonistinnen anfassbarer gemacht hätten. Gefühle waren mein größtes Problem bzw. ihr Ausbleiben. Es fehlte der Tiefgang in der Gedankenwelt und den Emotionen, die das Kinderthema auslöst. Es bleibt leider recht unnahbar und fast schon nüchtern.
Hinzu kommt, dass ich auch 1-2 Takes im Buch fragwürdig fand. Zum Beispiel hatte die eine Protagonistin in der Vergangenheit zwei Abtreibungen, die sie jetzt tendenziell bereut und fragt sich deshalb, ob die entsprechenden Beratungsgespräche nicht kritischer und ausführlicher geführt werden müssten. Ich denke wir sollten eher über die Abschaffung von § 218a sprechen und über niedrigschwellige Zugänge und nicht das Thema Kinderwunsch mit dem Recht am eigenen Körper vermischen. Das war aber vielleicht auch nur meine Wahrnehmung zwischen den Zeilen – so eindeutig wurde es nicht geschrieben. Den zweiten schwierigen Take, der bei mir hängen geblieben ist, waren die Ansichten der zweiten Protagonistin in Sachen politischer Verantwortung für Alleinerziehende. Das sieht sie als individuelles Problem – selber Schuld, wenn die Kohle knapp ist und die Sorgen groß. Sie wird innerhalb der Handlung zwar für diese Aussage kritisiert (sie ist Senatorin für Familienpolitik 🥲), aber so richtig reflektiert und gerade gerückt wird sie halt nicht.
Am Ende bekommt der Roman eine leicht dystopische Wendung (will jetzt nicht zu viel spoilern), die zwar interessant war, aber irgendwie auch zu einem Roman-Ende führte, das mir etwas zu plump und für das komplexe Thema zu verkürzt war.
Für Gesprächsstoff sorgt das Buch aber allemal! Deshalb gibt es von mir aufgerundete 2,5 Sterne. Es braucht mehr Bücher über das Thema! Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.