Interessantes Thema, aber zähe und charakterlich schwache Umsetzung

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nessabo Avatar

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Ich finde Bücher rund um das Thema Mutterschaft bzw. die gesellschaftlichen Erwartungen einer solchen immer sehr interessant. Der Roman nimmt hier vor allem Frauen Ende 30/Anfang 40 in den Fokus und damit eine Gruppe, die zudem einen biologischen Druck verspürt.

Entgegen dem Klappentext geht es nicht nur um Marie-Claire und Anahita, sondern auch noch um einige weitere Frauen, die wiederum auf irgendeine Art mit den beiden ersten verbunden sind. Und hier befindet sich für mich bei aller Relevanz des Themas die größte Schwäche des Romans: in der Vielzahl an Charakteren, die teilweise nur ein Kapitel lang Aufmerksamkeit bekommen und so schlicht viel zu viel angeschnitten wird, ohne dass ich die Chance hatte, eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Phasenweise hatte ich sogar Schwierigkeiten, sie voneinander zu unterscheiden. Und sobald ich mit einer Frau mitgefühlt habe, wurde ich durch Zeitsprünge und/oder Perspektivenwechsel schon wieder völlig entfremdet.

Ich bin hier schnell zum Hörbuch gewechselt, weil mir das reine Lesen viel zu zäh gewesen wäre. Die Kapitel, die stets aus verschiedenen Perspektive erzählt werden, sind einfach zu lang und ich hatte gleichzeitig nicht das Gefühl, die Figur danach wirklich besser zu kennen. Dabei sind sie alle grundlegend wirklich spannend und in ihren Lebensrealitäten divers, wenngleich Mutterschaft bzw. das Fehlen dieser das zentrale Thema bleibt. Der Epilog war für mich das beste Kapitel, weil es sich endlich wie eine Entwicklung mit konkreter Message anfühlte, während ich bei der Handlung davor zunehmend den Eindruck hatte, dass nichts wirklich vorangeht und sich die Figuren extrem langatmig um die immer gleichen Gedanken kreisen.

Für mich persönlich war die Kinderfrage mit Ende 20 geklärt, vielleicht bin ich deshalb auch nicht die optimale Zielgruppe des Romans. Trotzdem hätte ich mir zugänglichere Figuren gewünscht und vor allem auch weniger isolierte Charaktere. Das hat mich nämlich ganz schön runtergezogen, obwohl im Alleinsein sicher auch viel Positives stecken kann, das mir hier aber schlicht nicht vermittelt wurde.

Das Thema finde ich wichtig und die Hörbuchsprecherin hat wirklich enorm viel aus dem Buch herausgeholt, aber die allgemeine Umsetzung des Romans konnte mich nicht erreichen und ich war am Ende froh, dass es geschafft war.

2,5 ⭐️