Bedeutet Mutterschaft automatisch Glück?

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»Ich [Marie-Claire] habe versagt. Ich habe mich verzockt. Ich habe es verpennt, verpeilt, verkackt. Das Einzige, wozu ich hier auf dieser Welt bin, habe ich nicht gebacken gekriegt. Ich habe meine Lebenszeit verplempert. Warum ist mir nicht früher aufgefallen, dass ich unter Zeitdruck stehe?« (S. 11).


Marie-Claire (MC) Sturm arbeitet als Radio-Moderatorin und Podcasterin. Nach zwei Abtreibungen im Alter von 17 und 29 Jahren, wünscht sich MC, mit knapp 40 Jahren, nun nichts sehnlicher, als ein Kind.

Die 39-jährige Anahita Martini ist Berufspolitikerin. Als alleinstehende und kinderlose Frau steht Anahita ihrem Amt als Senatorin für Bildung, Jugend und Familie ambivalent gegenüber – sie ist geplagt von Zweifeln. Zwar kennt Anahita ihre fachlichen Kompetenzen, fühlt sich durch die eigene Kinderlosigkeit jedoch nicht wohl in ihrer Position.


»Glück« beschreibt das Leben zweier Frauen und welche Rolle ein unerfüllter Kinderwunsch darin spielt. Die Autorin Jackie Thomae erzählt die Geschichten von Marie-Claire Sturm und Anahita Martini abwechselnd. Die Leben der beiden Frauen streifen sich eher, als dass sie eine gemeinsame Geschichte bilden und doch verbindet MC und Anahita so einiges – beide Frauen sind um die 40 und bisher kinderlos. Sie verspüren enorm viel Druck in Bezug auf das Thema Kinder bekommen, vor allem durch ihre Verwandtschaft. Während MC’s Familie durch internalisierte Misogynie Druck ausübt, bekommt Anahita ihr Gefühl der Minderwertigkeit nicht los, da ihr familiäres Umfeld bereits zahlreiche Kinder in die Welt gesetzt hat und es zu Vergleichen kommt.



Mich konnte dieser Roman nicht abholen. Veraltete Ansichten über Mutterschaft und was gebärende Menschen zu leisten hätten, werden aufgegriffen und reproduziert. Die Geschichte dümpelt vor sich hin und zu den Protagonistinnen konnte ich keinen Zugang finden. Wörtliche Rede ist nicht gekennzeichnet, dadurch ließ sich das Buch nicht flüssig lesen. Inhaltlich verrennt sich die Autorin Jackie Thomae in Ausführungen über die Protagonistinnen MC und Anahita. Um die 80 (!) Seiten drehen sich zeitweise um die Familien der beiden Frauen. Sie selbst werden zu Randfiguren ihrer eigenen Geschichte, da die detaillierte Informationsflut weder zur Weiterentwicklung der Figuren beiträgt, noch deren Entscheidungen nachvollziehbarer oder verständlicher macht. Vor allem am Ende bleibe ich ziemlich ratlos zurück. Der Schluss wirkt abrupt und insgesamt berührt mich dieses Buch nicht.