wunderschön und berührend

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ulrike229 Avatar

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Gleich vorweg - dieses Buch ist einfach außergewöhnlich - es hat keine unvorhergesehenen Wendungen, es kommt ohne die üblichen Spannungselemente aus und auch das Happy End sucht man vergebens. Das ist einer der Gründe, warum es so berührt.

In dem Buch wechseln sich zwei Handlungsstränge ab - im ersten wird das Kennenlernen von Margaret und Enrique beschrieben, im zweiten Margarets Krebsleiden und schließlich ihr Tod. Dadurch, dass Glück und Tod hier so nah beieinander erzählt werden, wird deutlich, wie zerbrechlich das eigene Glück ist und wie schnell und hart das Schicksal zugreifen kann. Es wird aber auch deutlich, wie Menschen an Krisen wachsen können - Enrique, der eigentlich unsicher und aufbrausend ist, kümmert sich am Ende aufopferungsvoll und stark um seine todkranke Frau.

Die Liebe der beiden ist nicht perfekt - es gibt die üblichen Probleme einer jeden Ehe und Enrique hat sogar eine Affäre. Er denkt darüber nach, nach dem Tod Margarets wieder neu zu heiraten. Es ist sehr erfrischend, dass hier die Liebe nicht stilisiert wird. Jeder Mensch hat Fehler und eine perfekte Liebe kann es nicht geben, aber auch ohne diese vollkommene Liebe kann man eine "Glückliche Ehe" leben.

Besonders berührend ist, dass der Todeszeitpunkt Margarets sich so erschreckend mathematisch kalkulieren läßt. Die letzten Lebenstage von ihr werden akribisch durchgeplant: Freunde und Verwandte erhalten jeweils eine betimmte Zeit, um sich zu verabschieden. Enrique muss sich bis zum Schluss gedulden, Momente mit seiner Freu zu verbringen um das letzte Gespräch in ihrer Ehe zu führen.

Der Roman enthält autobiografische Elemente. Wahrscheinlich hat es Rafael Yglesias genau deshalb geschafft, einen gefühlvollen Roman zu schreiben, dessen Ausgang so schrecklich vorhersehbar und unabwendbar ist. Er schafft es, das schlimme Thema ohne viel Pathos, aber trotzdem einzigartig liebevoll zu erzählen.