Wunderschön und sehr traurig

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irismaria Avatar

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"Glückliche Ehe" beschreibt die Geschichte einer großen Liebe, vom ersten Kennenlernen, den vielen glücklichen Ehejahren aber auch den Krisen bis zum Krebstod der Frau. Die Sprache ist bildreich und wortgewaltig, nicht kitschig aber dem Thema gut angemessen. Ich habe mich über den Autor schlau gemacht und an seiner Biographie zeigen sich viele Parallelen zu den Figuren des Romans. Yglesias verarbeitet in diesem Buch den Tod seiner eigenen Frau und das erklärt, wie lebensnah das Buch geschrieben ist.

Zu Beginn der erzählten Geschichte ist der junge Autor Enrique 21 und bewohnt sein neu renoviertes Apartment in Greenwich Village, New York als sein Freund ihm Margaret vorstellt (nachdem er ihn ewig mit Andeutungen über sie geärgert hat). Enrique und Margaret verlieben sich ineinander. Im zweiten Kapitel kommt ein Zeitsprung, Margaret und Enrique sind nun 30 Jahre älter und haben große Kinder. Enrique besucht Margaret im Krankenhaus, da sie an Blasenkrebs leidet. Seine ganze Verzweiflung über dieses Schicksal, das ihr gemeinsames Glück zu zerstören droht, wird deutlich: vor zwei Jahren und acht Monaten ist mit der Diagnose die Verzweiflung in ihr Leben getreten. Der Alltag im Krankenhaus wird sehr anschaulich beschrieben, es ist "ein Vorgeschmack auf seine beraubte Zukunft". Im folgenden wechseln sich immer ein Kapitel aus der Vergangenheit mit einem Kapitel der Krankheit ab, Glück und Alltagsleben mit Leid und Abschiednehmen. Durch dieses Stilmittel wird es dem Leser leichter, mit Margarets Krankheit umzugehen, als wenn erst am Ende des Buches die Krankheit das alles dominierende Element des Buches wäre. Man erfährt von den glücklichen Zeiten des Paares aber auch die Krisen werden nicht ausgespart. Interessant finde ich, dass manches, wie etwa die Geburt der Kinder, ausgespart wird. Mutig finde ich, dass Margaret den Zeitpunkt ihres Todes selbst mitbestimmt, indem sie Einfluss auf die Medikation nimmt und bewußt Verwandte und Freunde zum Abschiednehmen einlädt.

Mir gefällt das Buch sehr, obwohl es traurig ist und ich mehrfach beim Lesen weinen musste. Sehr schön finde ich die Idee, eine ganz normale gelungene Beziehung von Anfang bis Ende darzustellen.