Ein solider Krimi, der Gegenwart und Vergangenheit verbindet

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
missmarie Avatar

Von

"Andere Ermittler würden unter Umständen die Befriedigung anführen, einen Schuldigen zu stellen und den Hinterbliebenen Frieden zu geben, würde man sie nach ihren Motiven fragen. Die Wächter der Gerechtigkeit. Für Liv war die Ermittlung als solche der Reiz."

Liv ist die junge Ermittlerin im Auftakt-Roman der dänischen Kriminreihe von Katrine Engberg. Nach einem - nicht näher ausgeführten - Vorfall bei der Polizei im Norden Dänemarks hängt Liv ihren Ermittlerinnenjob an den Nagel und zieht nach Kopenhagen, wo sie sich fortan als Privatdetektivin durchschlägt. Als ein alter Kollege sie bittet, einen Cold Case - den Mord an einem Journalisten - noch einmal aufzurollen, beginnt sie schnell mit der Recherche und zeigt: Die Einzelgängerin kann sich in den Ermittlungen festbeißen, bis sie Neues zu Tage bringt. Und plötzlich scheint auch eine Verbindung zu zwei weiteren Todesfällen möglich: Eine junge Frau, die von ihrem Mann ermordet wurde, und ein Dame mittleren Alters, die man tot mit Wald findet. Was die drei Fälle miteinander zu tun haben könnten und ob auch Dänemarks Geschichte im Zweiten Weltkrieg Motive für den Fall birgt, versucht Liv nun herauszufinden.

Karteien Engberg schreibt einen klassischen Kriminalroman mit gutem handwerklichen Rüstzeug: Man begleitet die Ermittlerin beim Puzzeln, kann selbst versuchen, Verbindungen herzustellen und ist am Ende dann doch überrascht, wer der Täter ist. Zwar wird schon bald klar, dass der auf dem Silbertablett präsentierte Verdächtige zu offensichtlich präsentiert wird. Der eigentliche Täter tritt aber erst sehr spät richtig in Erscheinung. Die Geschichte liest sich daher spannend und solide, gute Krimiunterhaltung ist hier garantiert - wenn auch eher weniger innovativ.
Leider haben mich die vielen Zufälle hier ein wenig gestört. Ohne zu viel verraten zu wollen: Am Ende zeigen fast alle Figuren, die sich zu Beginn zufällig begegnen, Verbindungen zu allen drei Morden auf. Das war mir dann doch ein wenig zu unwahrscheinlich - daher gibt es einen Stern Abzug. Auf eine Fortsetzung, die Livs Vergangenheit (eine Andeutung gibt es am Ende des Romans als Cliffhanger dann doch) näher beleuchtet freue ich mich aber dennoch.