Einer der vielschichtigsten und besten Krimis, die ich je gelesen habe

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Dieser Roman steckt voller Emotionen, Spannung und einer Tiefe, die ihresgleichen sucht. Dabei entführt er uns in das kontrastreiche Dänemark: die vibrierende Hauptstadt und das raue Jütland.

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Zum Inhalt:
Ein seit über drei Jahren ungelöster Mordfall bereitet Kommissar Bohm Kopfzerbrechen. Als letzten Versuch vor der Schließung der Akte, wendet er sich an Privatdetektivin Liv Jensen. Sie beginnt bei null und entdeckt neue Spuren, die sie nicht nur nach Nordjütland, sondern auch tief in die Vergangenheit führen…und sie doch in der Gegenwart wieder einholen.
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Meine Eindrücke:

„Glutspur“ ist der Auftakt der neuen Reihe rund um die Ermittlerin Liv Jensen von der dänischen Krimiautorin Katrine Engberg. Inspiriert wurde die Geschichte von dem Schicksal ihrer Großmutter.

Zunächst war ich etwas skeptisch bezüglich der Protagonistin: eine ehemalige Ermittlerin, die nun als Detektivin in Kopenhagen ihr Glück versuchen will? Sollte das etwa lediglich ein oberflächlicher Fall werden? Ohne echte Polizeiarbeit?
Eine völlig unbegründete Befürchtung, denn tatsächlich wird Liv von einem vertrauten Kommissar zur Unterstützung einer bislang erfolglosen polizeilichen Ermittlung herangezogen – und sie stellt ihre außergewöhnliche Kombinationsgabe unter Beweis.

Beeindruckt haben mich an diesem Kriminalroman im Besonderen zwei Dinge:

1) Der einzigartige Erzählstil
Es gehört schon viel dazu, wenn ich mich bereits nach wenigen Seiten in einem Buch „zu Hause“ fühle, getragen von einem wohlüberlegten, aber unglaublich leicht lesbarem Schreibstil. Wenn es dann allerdings auch noch gelingt, die Figuren allein die Geschichte erzählen zu lassen, mit ihren Wahrnehmungen und Gedanken nicht nur Umgebung und Situation, sondern auch Hintergründe und Erklärungen geschildert werden, wie im Fluss, wie eine Einheit – ohne dass ein distanzierter Erzähler einspringen muss, bin ich voller Bewunderung für das Talent der Autorin!

1) Die Tiefe und Vielschichtigkeit der Geschichte
Bereits nach dem ersten Kapitel hegte sich in mir der Verdacht, dass einiges miteinander zusammenhängt. Das tatsächliche Ausmaß der Zusammenhänge, wurde mir allerdings erst im Laufe der Handlung Stück für Stück bewusst. Gleich mehrere Mordfälle, aber auch viele persönliche Geschichten werden thematisiert. Es hat mir unglaublich Spaß gemacht, die Puzzleteile, die sich Schritt für Schritt abzeichneten, zusammenzusetzen und die bewusst gelassenen Lücken selbst zu füllen, geleitet von einem deutlichen roten Faden.
Dabei ist die Geschichte zusammengesetzt aus der Erzählung an sich, geheimnisvollen Visionen und Rückblenden in die 1940er Jahre. Eine wahnsinnig spannende Kombination, die, wie so vieles in diesem Roman, Hand und Fuß hat.
Auch die Charaktere geben diesem Roman eine besondere Tiefe: Liv Jensen, die Protagonistin und Detektivin, die Psychologin Hannah Leon und der iranisch stämmige Automechaniker Nima Ansari begleiten uns über den gesamten Roman hinweg. Jede/r von ihnen ist vor etwas auf der Flucht und hat sein eigenes Päckchen zu tragen.

Auf den insgesamt 462 Seiten wurde sich die Zeit gelassen, jeden Charakter tiefgreifend zu behandeln, die einzelnen Handlungsstränge aufwendig miteinander zu verweben und jeden einzelnen von ihnen nachvollziehbar abzuschließen. Ich ziehe meinen imaginären Hut!


Mein Fazit:

Einer der vielschichtigsten und besten Krimis, die ich je gelesen habe: emotional, spannend, geschichtsträchtig, atmosphärisch und wundervoll erzählt! Alles ist miteinander verbunden, die Puzzleteile fallen Stück für Stück ins Bild und werden im letzten Kapitel zu einem überzeugenden Ganzen verbunden.
Ich bin froh, diese Reihe und die Autorin Katrine Engberg entdeckt zu haben und empfehle „Glutspur“ gern allen Krimiliebhabern weiter: Er ist etwas ganz Besonderes!