komplexer Krimi, ruhig und angenehm erzählt

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hiclaire Avatar

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Warum der Titel Glutspur lautet habe ich nicht so recht verstanden. Spuren spielen tatsächlich eine besonders große Rolle, aber Glut? Egal, so wichtig ist das nicht und vielleicht ist mir auch was durchgerutscht.

Gelesen habe ich diesen Auftakt zu Katrine Engbergs neuer Krimi-Reihe sehr gerne. Ich mochte die angenehme ruhige Erzählweise, wie sie ihre Figuren vorstellt und diese komplexe Geschichte entwickelt. Großen Wert legt sie dabei auf bildhafte Schilderungen von Landschaft und Atmosphäre, insbesondere Nortjütlands. Macht schon Lust, die Magie dieser Landschaft einmal selbst zu erleben, doch etwas weniger hätte mir auch gereicht. Nichtsdestotrotz entwickelt sich der Spannungsbogen, langsam aber stetig.

Mit Nima, Hannah und Liv gibt es drei ebenso interessante wie verschiedene Hauptfiguren, die zwar nicht direkt zusammen leben, aber räumlich relativ eng verbunden sind. Aus deren Perspektiven wird wechselweise erzählt.

Nima ist aus dem Iran geflohen und nun auf Oldtimer spezialisierter Automechaniker. Auf den ersten Blick wirkte er auf mich unkompliziert, klug und sympathisch. Mit Fortschreiten der Geschichte fand ich es schwieriger ihn einzuschätzen. Was treibt ihn um aus der Vergangenheit, welche Schuld belastet ihn und steht er zu Recht unter Mordverdacht?

Hannah ist Psychologin, die gerade selbst in einer traumatischen Situation steckt. Ihr an einer bipolaren Störung leidender Zwillingsbruder hat Selbstmord begangen - und zuvor seine Exfrau ermordet? Als sie sich endlich in der Lage fühlt, sich mit dem Selbstmord ihres Bruders und den Geschehnissen im Vorfeld auseinanderzusetzen, fördert sie immer Puzzleteilchen zu Tage, die das Bild verändern, das sie sich bislang gemacht hat.

Liv und ihre Perspektive nehmen den größten Part ein. Sie ist keine einfache Protagonistin, nicht unsympathisch, wirkt aber spröde auf ihre Umgebung (und auch auf mich). Obwohl leidenschaftliche Ermittlerin, hat sie ihren geliebten Polizeijob in Nordjütland hingeschmissen und es fühlte sich an, als sei sie nahezu von dort geflohen. Warum, bleibt lange ein Geheimnis, doch sukzessive verdichten sich Andeutungen bzw. Anzeichen, was vorgefallen sein könnte.
Mit dem mittelfristigen Ziel, wieder einen Polizeijob zu ergattern, schlägt sie sich in Kopenhagen als Privatermittlerin durch. Und als sie von ihrem Mentor gebeten wird in einem Cold Case zu ermitteln, den er unbefriedigt abschließen musste, ergreift sie diese Chance sofort. Dabei erweist sie sich als akribische Ermittlerin, die nicht locker lässt, findet Ansätze, denen die Polizei seinerzeit nicht oder nicht ausreichend nachgegangen ist. Ich fand es faszinierend und zunehmend spannend, wie sie sich in diesen Fall verbeißt und nach und nach immer mehr Fäden aus dem Geflecht von Machenschaften und falsch verstandener Solidarität, Korruption und Geldgier zieht.

Wie die Todesfälle zusammenhängen bleibt lange im Verborgenen und am Ende ist zwar der Fall gelöst, aber noch nicht alle Rätsel um die Figuren. Man darf auf den nächsten Teil gespannt sein.