Von göttlich weit entfernt

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fritzi27 Avatar

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Agnes und Günter wachsen in geheimen Reservaten auf: sie in einem, in dem es nur Frauen gibt, er in einem für Männer. Beide wissen nichts vom jeweils anderen Geschlecht. Herrscher über die Menschen in den Reservaten sind sogenannte Götter, von deren Wohl alles abhängt. Die Menschen sind versklavt, werden unaufgeklärt und dumm gehalten, kennen keine Schrift, keinerlei Bildung und müssen bei Regelverstößen mit drakonischen Strafen, bis hin zur Todesstrafe rechnen.
Agnes, die immer schon wissbegieriger war als andere, entdeckt bald, dass es sehr vieles gibt, was man den Menschen nicht sagt. Als sie bei ihren Forschungen erwischt wird, droht auch ihr die Todesstrafe. Mit einem waghalsigen Manöver kann sie ihren Tod vortäuschen und aus dem Reservat fliehen.
Im „Sperrgebiet“ trifft sie auf Günter, der auch geflohen ist. Aus den beiden Unerfahrenen, die sich in einer Sprache unterhalten, die fast wie mittelhochdeutsch klingt, wird ein Liebespaar. Agnes ist von Anfang an die Clevere, die die Familie – sie bekommen in der Wildnis nach und nach fünf Kinder - managt. Sie kann alles, lernt schnell und ist sehr anpassungsfähig.
Bei Erkundungen in die Umgebung merken die beiden, dass es noch etwas ganz anderes gibt, als das Leben in den Reservaten: nämlich das 21. Jahrhundert mit all seinen Errungenschaften.
Die Leseprobe hatte mich angesprochen, da ich mir eine Dystopie erhoffte. Leider wurde ich sehr enttäuscht. Die Idee ist nicht schlecht, die Umsetzung aber meines Erachtens nicht wirklich gelungen.
Das Buch ist schlecht (oder gar nicht?) lektoriert und strotzt vor Fehlern.
Es hat sehr häufig Längen durch zu genaues Beschreiben von Einzelheiten. Vieles ist unlogisch oder unmöglich – Agnes z. B. lernt Lesen innerhalb von wenigen Stunden anhand eines Buches mit Abbildungen. Ihre Sprache ändert sich unglaublich rasant, seit sie Menschen kennengelernt hat, die die heutige Sprache sprechen. Auch dies ist so kaum vorstellbar. Die Reservate sollen unbemerkt einfach so auf einem Truppenübungsplatz in der Lüneburger Heide existiert haben, Bombenabwürfe als Strafen unbemerkt geblieben sein? Ebenso nicht wirklich nachvollziehbar.
Die anderen Protagonisten, wie Clemens, der früher auch in die Geschicke der Reservate verstrickt gewesen war, lernt man in den Nebenhandlungen kennen. Leider hat es mich mehr verwirrt, als weitergebracht.
Warum das alles passiert, warum es die Trennung von Geschlechtern in Reservaten gibt, warum sich Menschen zu Göttern erhoben haben, warum die Menschen so mittelalterlich leben müssen, dies alles versucht der Autor auf den letzten Seiten zu erklären. Mir ist dies jedoch zu platt, manches bleibt nach wie vor offen - so konnte das einfach nicht stattgefunden haben.
Alles in allem war ich enttäuscht von diesem Buch. Ich kann es auch nicht guten Gewissens weiterempfehlen.