Licht und Schatten

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wolly Avatar

Von

„Sag Wind und Feuer, wo sie halt machen sollen…
aber nicht mir.“

Mit diesem Zitat von Charles Dickens startet eine Jugenddystopie, die ich so nicht erwartet hätte. Die Grundbausteine zwischen neuer Welt, Krieg und Liebe sind die gewohnten Elemente, jedoch hält sich die Autorin längst nicht an alle Klischees.

Direkt zu Anfang geht sie mit ihrer Erzählweise schon ein großes Risiko ein, denn anstatt einer sanften Einführung in ein uns unbekanntes Setting, erwartet den Leser ein Sprung mitten hinein in die Geschichte, die erst nach etwa einem Drittel des Buches verständlicher wird. Da ich dieses Buch als Rezensionsexemplar bekommen habe, kam aufgeben für mich nicht infrage, hätte ich es als gekauftes Exemplar gelesen, hätte ich es wahrscheinlich vorher schon zugeklappt. Somit ist die Art und Weise zu schreiben eher unklug gewählt und es sollte jedem Leser dieses Buches bewusst sein, das der Einstieg alles andere als angenehm ist.

Aber…

Dafür wird man aber spätestens ab der Hälfte des Buches mit einer ungewöhnlichen Geschichte belohnt. Brutal, ungeschönt und auf merkwürdige Weise ehrlich erleben wir das Schicksal der jungen Lichtmagierin Lucie, die als Hauptfigur absolut polarisiert.
Sie vereint so viele Eigenschaften und Rollen in sich, das ich hier jede Meinung über sie nachvollziehen könnte. Die Bandbreite bei uns Lesern dürfte bestimmt sehr schwanken. Ich mochte an ihr vor allem ihre Ehrlichkeit bezogen auf sich selbst. Sie sieht ein, das sie eine Lügnerin ist, die sich oft von ihren Ängsten leiten lässt und lieber alles Unrecht in Kauf nimmt, solange sie damit ihren eigenen Hintern retten kann. Gleichzeitig ist sie eine loyale Gefährtin und steht ein, für diejenigen, die sie liebt, auch wenn sie ihnen genauso vorurteilsbelastet gegenübertritt, wie sie es selbst verabscheut.
Mein persönlicher Favorit der Geschichte ist Carwyn, dessen gleichzeitig spöttische, liebevolle und sich selbst bewusste Art mir sehr zugesagt hat. Er verhält sich manchmal wie ein kleines Kind und man mag ihn schütteln, doch ist er im Grunde sehr liebenswert.
Die Hauptfigur Ethan bleibt eher blass, sodass es über ihn nicht viel zu sagen gibt.

Bevor ich meine Rezi schließe, möchte ich noch kurz auf die Brutalität der Geschichte eingehen. Man sollte sich von dem hübschen Cover nicht blenden lassen und eine süßliche Story erwarten. Wer Gewalt nicht mag und Happy Ends erwartet, sollte das Buch im Laden liegen lassen. Wer offen ist für Unvorhersehbares und menschliche Abgründe kann hier gerne zugreifen.

Fazit:
Wer es über das erste Drittel hinaus schafft, wird belohnt werden.