Ohne Dunkelheit kein Licht

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grizzlybärchen Avatar

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**Inhalt**
Die Welt ist geteilt. In die Lichtstadt und die Dunkelstadt. Und Lucie steht dazwischen. Als ehemaliges Kind der Dunkelstadt, lebt sie jetzt als kleine Berühmtheit im Licht. Ihr Leben ist schön, doch ein Ereignis zeigt ihr, dass ein Leben im Licht auch immer seine Schattenseiten mit sich bringt.

**Meine Meinung**
Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch zuschlagt und dabei denkt: „Wollen die mich veralbern?!“. Ungefähr so ging es mir beim Beenden dieses Buches. Nicht nur, dass ich einfach noch ein paar mehr Seiten erwartet hätte – die Seitenangabe war 230 von 311 Seiten… der Rest war leider nur Leseprobe. Nein, das Buch war auch gerade dann zu Ende, wo es eigentlich erst so richtig losging und wenn man dem Nachwort Glauben schenken darf, steht die Geschichte für sich allein.
Gut, dass muss nicht zwingend heißen, dass die Geschichte nicht fortgesetzt wird, aber viel Hoffnung mache ich mir jetzt nicht unbedingt. Nein, als Leser muss ich mich nun mit diesem äußerst unbefriedigenden Ende rumärgern.
Aber ich greife vor.
Die Geschichte um Lucie, Ethan und Corwyn spielt in einer geteilten Welt. Keiner darf die andere Stadt ohne eine Erlaubnis betreten, geschweige denn bewohnen. Die Menschen sind geprägt von Hass, Vorurteilen und Angst. Insgesamt ein interessantes World Building, das viel Potential für die Handlung birgt und viele Ansätze mit sich bringt, die einen selbst zum Nachdenken anregen. Soweit so gut.
Die Hauptcharaktere sind Lucie, Ethan und Corwyn, wobei die Geschichte fast ausschließlich aus Lucies Sicht erzählt wird. Leider bleiben die Charaktere ziemlich glatt. Es wird zwar versucht den Figuren Tiefe zu verleihen, aber der Versuch ist kläglich gescheitert. Lucie ist ein ziemlich mutloses junges Mädchen, das nach ihrem Auszug aus der Dunkelstadt offenbar ihre Wurzeln vergessen hat und alles macht, um ihre gewonnen Privilegien nicht zu verlieren. Ethan ist ein verwöhnter Junge der Lichtstadt, der neben der sowieso schon ziemlich blassen Lucie noch fader wirkt. Dass die beiden ein Paar sind, muss wahrscheinlich nicht noch extra erwähnt werden. Aber auch diese Liebesgeschichte, die eigentlich ziemlich romantisch beschrieben wurde, kam nicht so rüber. Mir fehlten hier die Gefühle. Alles wirkte ziemlich mechanisch.
Zuletzt hätten wir dann noch Corwyn. Der einzige Lichtblick der Geschichte – auch wenn er ironischerweise aus der Dunkelstadt kommt ;). Seine zynische und doch fürsorgliche Art machten einiges wieder wett.
Nun ja, aber dann kam endlich endlich eine Stelle, wo sich alles zum besseren wendete (also bezüglich der Figuren, von der eigentlichen Handlung würde ich das jetzt nicht behaupten). Die Figuren nahmen endlich Lehren an. Sie entwickelten sich weiter! Juhuuu! Jetzt hätte die Geschichte mal so richtig losgehen können. *Zack* da war sie zu Ende.
Womit ich wieder am Anfang meiner Erzählung wäre… ich fühlte mich veralbert. Jetzt war man endlich mal mit den Figuren warmgeworden (und hey, mit fast 200 Seiten hatte ich als Leser nun wirklich Ausdauer bewiesen und eine tolle Geschichte verdient), da war‘s auch schon vorbei. Da wusste ich jetzt wirklich nicht, ob ich nun lachen oder weinen sollte. Aber gut…
Die Message, die laut Nachwort rüberkommen sollte, konnte man tatsächlich hier und da wiederfinden, sodass zumindest einige Tiefe in der Geschichte zu finden war, die zum Nachdenken anregt. Aber allen Tiefgang zum Trotz bleibt dieser leider nur Haften, wenn die Handlung an sich auch etwas unterhält und das war nicht wirklich der Fall. Leider.

**Fazit**
Ein tolles Worldbuilding mit viel Potential. Leider machen das die blassen Charaktere wieder ziemlich zunichte.