Familien- und Zeitgeschichte verknüpft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mammutkeks Avatar

Von

Die Geschichte von Anton Bluhm und Franz Münzer beginnt 1924 - mit der jeweiligen Geburt. In die Zeit nach dem ersten Weltkrieg hineingeboren, schildert Gisela Stelly neben der herrschenden Aufbruchstimmung auch die Anfänge des Nationalsozialismus und verknüpft dieses mit der industriellen Herstellung von Gold. Einem Schwindel, dem nicht nur der Papierfabrikant Bluhm aufsitzt, sondern auch die Mutter von Franz Münzer. Beider Schicksal, so der Covertext, ist eng mit dem Glauben an die Wunderproduktion verbunden.
Teilweise sehr langatmig und leider auch langweilig erzählt, kommt es dann im Laufe der Geschichte zu ersten Treffen zwischen den unterschiedlichen Jungen - bei einem Einsatz der HJ lernen sie sich kennen - und zunächst hassen. Dann aber entsteht eine Freundschaft, die sich durch die Jahre hält - und nicht nur den zweiten Weltkrieg, die Gründung der Bundesrepublik und der DDR, die Studentenproteste oder die Diskussion um freie Liebe aushält. Bis ins hohe Alter bleiben die Männer miteinander verbunden, erleben auch den Fall der Mauer und die ersten Jahre der neuen Republik.
Eigentlich ein interessanter Ansatz, wäre vieles im Roman von Stelly nicht so irrelevant, so nichtssagend, so beliebig. Viele Dinge sind nur anhand der im vorderen und hinteren Cover "hingekritzelten" Datenleiste überhaupt zuzuordnen. Die Suche nach der "Wahrheit" findet sich zwar immer wieder - wobei aber dieser "Wahrheit" ein solch hehrer Charakter zugesprochen wird, der ihr gar nicht innewohnen kann.
Als Geschichtsinteressierte war mir der Roman viel zu vage - und hat mich insgesamt eher enttäuscht. Der "Wunderglaube" als Ansatzpunkt hätte vielleicht anders angegangen werden können - ohne dabei die gesamte neuere deutsche Geschichte aufarbeiten zu wollen. Auch sprachlich hatte ich mit dem Roman von Gisela Stelly so meine Schwierigkeiten - und habe verhältnismäßig lange gebraucht, ihn zu vollenden.