Nicht nur eine Familiengeschichte

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Bei dem Buch „Goldmacher“ handelt es sich nicht nur um einen Familienroman, der einen Zeitraum von rund achtzig Jahren erfasst, sondern man erfährt als Leser auch etwas über das jeweilige Zeitgeschehen.

Im Jahr 1924, nach der großen Inflation, werden die beiden Jungen Anton Bluhm und Franz Münzer geboren. Johann Bluhm, der Vater von Anton, hat sein Vermögen in eine Produktionsgesellschaft zur industriellen Herstellung von Gold gesteckt. Doch es gibt keine sprudelnden Gewinne, sondern seine norddeutsche Papierfabrik geht daran Pleite. In Anton wächst der Wille das Geld wieder zurück zu holen.

Franz Münzer hat eine sorglose Kindheit und wächst in Süddeutschland bei seinen Eltern Hubert und Alexandra auf. Zur Hochzeit hatten sie den Amselhof erhalten und stellten diesen der Produktionsgesellschaft zur Verfügung. Hubert stammte aus bürgerlichen Verhältnissen, fühlte sich aber zu Höherem berufen. Er war von der Welteislehre begeistert und träumte vom bevorstehenden Zeitalter des arischen Übermenschen. Seine Frau Alexandra entdeckt für sich die Welt des Übersinnlichen.

Die beiden Jungen begegnen sich zum ersten Mal als Erntehelfer bei der Hitlerjugend. Hier zeigt sich schon die unterschiedlich, durch die Eltern geprägte Einstellung zur Nazizeit. Die Eltern von Anton sehen das Regime sehr kritisch an und Franz wird durch seinen Vater mitgerissen. Wird ihre Freundschaft bestehen bleiben.

Auf eine sehr flüssige Art und nachvollziehbare Weise erzählt Gisela Stelly die Geschichte der beiden Familien. Es werden jeweils nur prägnante Momentaufnahmen aus den einzelnen Familien geschildert, dieses wirkt aber nicht störend, man hat trotzdem das Gefühl die Familien über die gesamte Zeitdauer zu begleiten. Die Handlung und die Charaktere wirken sehr realitätsnah, so dass man sich in das Geschehen gut hinein versetzen kann. Besonders gefallen haben mir die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, die Besatzungszeit und die Schilderung über die 68er Jahre. Keine Zeit tritt in den Vordergrund, sie werden gekonnt in die Familiengeschichte mit verwoben.

Da das Buch in vier Hauptkapitel unterteilt ist, die jeweils ca. zwanzig Jahre umfassen, habe ich die Chronologie der Ereignisse im Buchinnendeckel als sehr hilfreich empfunden, dadurch hatte ich einen guten Überblick über Zeitgeschehen und Handlung. Für mich war es ein ansprechender Familienroman, der mir auch viel Zeitgeschichte vermittelt hat.