Wunderglaube

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meldsebjon Avatar

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Wunderglaube





Zwei Jungen, Anton und Franz, werden 1924 in sehr unterschiedliche Familien geboren und entwickeln sich sehr unterschiedlich. Sie durchleben beide die Zeit der Inflation, des Nationalsozialismus, der Studentenunruhen und der Wende.
Bereits die Väter hatten Kontakt, denn Antons Vater fiel auf den von Franzens Vater unterstützten Goldmacher herein, verlor seine Papierfabrik. Auch Franz glaubt seinem Vater, wenn er von Wundern spricht und wird deshalb ein gläubiger Jünger des Führers. Voller Glauben an die Wunderwaffe und den Endsieg zieht er in den Krieg und überlebt diesen eher zufällig. Ganz anders hingegen Anton. Früh von seinem Vater an Bücher herangeführt durchschaut er schnell, dass das alles Phantastereien sind. Er entwickelt Überlebensstrategien die denen des Schweijk nicht unähnlich sind.

Nach dem Krieg fallen beide wieder auf die Füße. Anton bleibt seiner Linie treu, schreibt an der Chronik des Krieges, die er bereits damals begonnen hat. Gleichzeitig beginnt er eine Zeitung herauszugeben. Franz arbeitet in der Bank und hat nicht nur den Untergang des dritten Reches zu verkraften, sondern auch die Erkenntnis, dass sein bewunderter Vater die Sache von Beginn an realistisch betrachtet hat, somit irgendwie an dem Betrug gegenüber dem Volk und auch gegenüber ihm mitgewirkt hat.

Beide gründen Familien, begegnen einander immer mal wieder. Die Geschicke sind lose irgendwie verstrickt.

Hier ist auf eine sehr einfühlsame und lesenswerte Art die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts beschrieben. Leicht zu lesen, aber mit vielen Zwischentönen. Auch die Randfiguren wirken plastisch, sind Teil der Zeit. Haben wir denn nun etwas gelernt aus der Vergangenheit? Oder fallen wir doch immer wieder auf Leute herein, die Wunder versprechen?