Gereon Rath ist zurück!

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Es zählt zu den wohl spannendsten und interessantesten Buchprojekten der letzten Zeit, die Gereon-Rath-Serie von Volker Kutscher. Seine Reihe rund um den jungen Berliner Polizeikommissar Gereon Rath versucht den Untergang der Weimarer Republik und die Anfänge des Nationalsozialismus durch das Genre des Kriminalromans abzubilden.

Bereits der Debütroman „Der nasse Fisch“ zählte zu meinen absoluten deutschsprachigen Krimihighlights. Leider konnte das Nachfolgebuch „Der stumme Tod“ nicht an das hohe Niveau des ersten Bandes anknüpfen und verfiel in die üblichen Serienkiller-Thriller-Schiene, wenngleich das Buch nicht schlecht war und sich vor anglo-amerikanischen Erzeugnissen nicht zu verstecken brauchte. Gespannt war ich deshalb als ich die Ankündigung zu „Goldstein“ las und fragte mich, ob Kutscher an den Beginn der Reihe würde anschließen können und mich erneut begeistern könnte – und er kann!

Im Jahr 1931 kommt der jüdische Gangster Abraham „Abe“ Goldstein nach Berlin, um dort Geschäfte zu verrichten. Da dies dem Bureau of Investigation und der Berliner Polizei nicht behagt, wird Gereon Rath dazu abgestellt, den amerikanischen Gauner zu bewachen. Zudem muss sich der junge Kommissar mit dem Tod eines jungen Einbrechers im KaDeWe beschäftigen. Dieser fiel aus dem Kaufhaus, allerdings war dies ein Mord, wie seine Mitdiebin beobachtet hat. Diese wiederum befindet sich auch auf der Flucht vor der Polizei und gerät so an Raths Verlobte Charly Ritter, die ihr helfen will. Nebenbei verschärfen sich auch noch die Kämpfe zwischen Links- und Rechtsextremen und auch ein SA-Kämpfer stirbt, scheinbar ermordet von Abe Goldstein. Und als wäre das nicht genug, muss sich Rath auch noch mit dem mysteriösen Verschwinden eines Bandenchefs der Berolina Ringervereinigung beschäftigen ….

Wie man sieht hat Gereon auch im neuesten Werk von Volker Kutscher wieder gut zu tun und steckt bis über die Ohren in der Arbeit. Kutscher entwirft zunächst ein Geflecht von unterschiedlichen Handlungen, die aber doch, ähnlich wie in „Der kalte Fisch“ alle miteinander zu tun haben.  Diesmal beschränkt sich der Autor auch nicht nur auf Gereon Rath als Hauptprotagonist, sondern er erhält neben den altbekannten Figuren auch kommissarische Mithilfe durch seine Verlobte, das Frauenzimmer Charly Ritter, die sich nach dem Tod des Einbrechers aus dem KaDeWe auch detektivisch beschäftigt und so bestimmten Personen deutlich auf die Füße tritt. Ein geschickter Kniff, der die sich langsam einstellende Routine geschickt durchbricht und für frischen Wind sorgt!

Ganz Berlin erscheint als ein gigantisches Pulverfass, in dem die Kämpfe zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten immer brutaler und gewalttätiger ausgetragen werden. Kutscher schafft den Spagat zwischen Schilderung der historischen Zustände und dem Entwickeln eines verzwickten Plots spielend und lässt neben der spannenden Krimihandlung auch tief in die damaligen Zustände blicken. Vor allem begeistert bzw. erschreckt hat mich in diesem Zusammenhang auch der Epilog dieses Romans, indem deutlich wird, wie unterschätzt die damalige Situation kurz vor der Machtergreifung Hitlers wurde.

Fazit: Ein großartiger Krimi, eine packende Schilderung der Zustände im Berlin der 30er Jahre – so kann die Gereon-Rath-Reihe ruhig weitergehen! Ich freue mich auf die folgenden Bände!Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)