Good Inside. Wirklich?

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vero97 Avatar

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Good inside. Wirklich? Als Anhängerin der gewaltfreien Kommunikation und bedürfnisorientierter Erziehung auf Augenhöhe stehe ich dem Stil des Buches eher skeptisch gegenüber. Zwar wird darauf hingewiesen, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern von emotionaler Verbundenheit geprägt sein und die Gefühle von Kindern ernst genommen werden sollten, doch ist in den Beispielen und Ratschlägen dennoch ein klares Machtgefälle hin zum Kind spürbar. Und auch im Ton der Autorin gegenüber dem Leser ist dies zu spüren. Zwar merkt sie mehrfach an, dass auch Fehlverhalten menschlich ist und jederzeit eine Aufarbeitung möglich sei, doch nimmt sie dabei auch klar die Stellung der Fachfrau und Wissenschaftlerin ein und grenzt sich selbst vom Leser ab. Was zur Folge hatte, dass ich mich eher bevormundet gefühlt habe als gesehen und verstanden. Und ich frage mich wieviel Wert ich Tipps einer Autorin beimessen möchte, die selbst auf andere Erwachsene herunter sieht und teils sogar auf übergriffigen Art ihre Methode zu übermitteln versucht.

Mögen die wissenschaftlichen Grundlagen im Buch auch ihre Gültigkeit besitzen war es dadurch jedoch schwer die Ratschläge der Autorin anzunehmen. Auf detailliert umschriebenen Beispiele aus ihrem Berufsalltag folgten mögliche Reaktionen, sowie der von Dr. Becky Kennedy empfohlenen Methode und deren Erläuterung. Wobei man in Art und Ton hier deutlich den wissenschaftlichen Ansatz heraushört und wenig Empathie verspürt. Zudem behandelt es Themen und Situation, die wohl eher auf Erstlingseltern mit wenig Erfahrung abzielt.

Manche der typischen Konflikte mit Kindern wurden dafür im Buch zur Veranschaulichung auch in für Erwachsene vertraute und verständliche Bilder erklärt. Mir selbst aber haben diese Tipps und Ratschläge wenig geholfen und auch bahnbrechende Entdeckungen im Bereich Erziehung konnte ich im Buch nicht finden. Für Eltern, die sich eine Beziehung zum Kind wünschen und lernen möchten es anzunehmen und zu sehen mag es für den Einstieg ganz nützlich sein. Wer sich jedoch ernsthaft für eine bedürfnis- und bindungsorientierte Erziehung interessiert wird in diesem Buch nicht glücklich werden.