Ein absolutes Highlight!

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laparisienne Avatar

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Als Beck sich für eine Stelle als Schreiberin bei einer Anwaltskanzlei bewirbt, tut sie das aus Pflichtgefühl. Immerhin braucht sie einen Job und irgendwas muss sie ja machen. Umso weniger schlimm scheint es, als sie die darauf folgende Einladung zum Vorstellungsgespräch sausen lässt. Denn es ist eben eines von vielen. Nichts besonderes. Bis sie eine Mail bekommt. Eine Mail, die ihr Leben auf den Kopf stellen soll, denn in Wirklichkeit handelt es sich um eine Stenographenstelle im Weißen Haus. Ja, richtig gehört. Seite an Seite mit dem Präsidenten...

Schon zu Anfang wird dem Leser klar, worauf er sich hier einlässt. Nämlich auf eine turbulente Reise durch das Leben von Beck-Dorey-Stein. Sie scheint vertraut. So als wäre man mit ihr befreundet, würde sie schon ewig kennen, denn sie lässt den Leser auf die sympathischste Art und Weise teilhaben. An ihrem Leben. Ihren Erfahrungen. Und ihren Gedanken, die teilweise so unplausibel und doch so menschlich zu sein scheinen. Ja, sie macht Fehler. Sowohl beruflich, als auch privat. Sie tritt in Fettnäpfchen und bricht Regeln, die nicht gebrochen werden dürfen - sogenannte Tabus. Wo man sich als Leser denkt: Wie kannst du das tun und dann auch noch der ganzen Welt davon erzählen?! So what? Sie ist ein Mensch, wie wir auch. Und Menschen machen Fehler. Nur, dass die meisten nicht davon erzählen. Sie tut es. Und ich finde das nicht nur unglaublich mutig und bemerkenswert sondern auch bemerkenswert sympathisch und nachvollziehbar. Beck erzählt also nicht nur, nein, sie lässt den Leser Teil des Ganzen werden, auf eine Weise, die ich so schon lange nicht mehr erlebt habe. Sie ist nämlich in diesem Fall nicht nur Protagonistin und Erzähler sondern auch noch die Autorin.

Besonders ihr Schreibstil scheint diesem Empfinden zu nützen. Mit einem lockerleichten Ausdruck und verständlichen Floskeln hat man das Gefühl einer besonderen Authentizität und Wirklichkeit, die von Beck geschaffen einen unglaublichen Charme versprüht. Es ist eine subjektive Erzählweise mit ausdrücklicher Wertung, die den Leser nicht eine Sekunde zweifeln lässt. Aufgrund plausibler Motive hasst man als Leser halt jeden, den Beck hasst und liebt jeden, den Beck liebt.

Auf ihrem Weg beschreibt sie nämlich das Alltagsleben im Weißen Haus, mit all ihren Höhen und Tiefen. Dem Präsident als Workout-Partner und einer sogenannten Klapperschlange, verkörpert von einer Frau aus der oberen Etage, die sich für etwas besseres hält. Mittendrin Beck. Soeben noch arbeitslos und verzweifelt und jetzt plötzlich Best-Buddy mit Barack Obama. Sie scheint dort nicht reinzupassen, in diese Welt, und doch wäre niemand besser geeignet als sie. Sie verehrt die Menschen um sie herum und den Präsidenten und lässt es den Leser automatisch auch tun. Umso leidlicher scheint es als sich die Legislatur dem Ende neigt. Sie zählt die Tage so wie der Leser die Seiten. Sie sitzen im selben Boot und es entsteht eine Spannung, die für den Leser zu Anfang wahrscheinlich
undenkbar gewesen wäre.

Denn eigentlich geht es ja nur um das Weiße Haus. Langweilige Politik und langweiligen Büroalltag. Eigentlich. Beck lässt dies allerdings zu so viel mehr werden als das. Sie verzaubert den Leser so sehr und lässt ihm den Charme dieser Welt, ihrer Welt, und den dazugehörigen Menschen so sehr ans Herz wachsen, wie ihr selbst, dass er das Gefühl hat nicht loslassen zu wollen, genau wie sie selbst.

Die Autorin und ihre Leserschaft sitzen im selben Boot. Sie weiß das und lässt es sie spüren. Demnach ist das so ziemlich die Quintessenz des Buches, aus dem man ohne es so richtig mitzubekommen so viel lernt. Sowohl politisch gesehen, beruflich oder einfach fürs Leben. Denn es fühlt sich an, als würde man das Tagebuch einer guten Freundin lesen.

Für mich persönlich definitiv eines der besten Bücher dieses Jahr!