Klare Abzüge in der B-Note

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laberlili Avatar

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Ich bin ja so überhaupt nicht der Fantasy-Leser; das ist ein Genre, von dem ich eher Abstand halte. Sehr großen Abstand. Dem schrecklichen Gork kam da nun einfach die sehr schräge Kurzbeschreibung zupass, die mich nur „oooh, was ein putziger Drachenkerl; der arme Kleene!“ denken ließ.

Als Fantasy-Nichtliebhaberin gefiel mir dieser Roman letztlich sehr gut, da er zum großen Teil auf all jene Elemente, en detail, verzichtet, aufgrund derer ich Fantasy halt prinzipiell einfach nicht liebhabe. Die Geschichte bleibt sehr fokussiert, sehr „am Platz“; eigentlich geht es nur um den krönenden Abschlusstag an der Drachenakademie und von Komplexität kann im Grunde genommen gar keine Rede sein. Dieser eng gefasste Rahmen ist allerdings wiederum etwas problematisch, denn die Geschichte erstreckt sich halt über soviele Seiten, dass sich Einiges regelmäßig wiederholt und dabei aber soviel in die Geschichte gepackt wird, dass ich teils auch überlegte, wie lang ein Tag dort denn sein könnte. Manchmal uferten die Ausführungen da für mich einfach aus und ich bin mir sehr sicher, eine Kürzung um 100-150 Seiten würde dem Roman gutgetan haben.
Die Sprache gefiel mir gut; Gork ist hier ein sehr rotziger Ich-Erzähler: Die gesamte Geschichte ist in dem Leser entgegengeklatschter Umgangssprache verfasst, wobei es einige, vor Allem sexuell geprägte, Wortwitze gab. Als Kinderbuch funktioniert „Gork der Schreckliche“ da absolut nicht. Als Roman fand ich "Gork" nun eher geeky; ich glaube, mein Gamer-Mann würde sich auch köstlich über die Geschichte amüsieren können (ich habe ihm das Buch in der Tat schon ans Bett gelegt) und generell würde ich es ab 15+ empfehlen.
Von der Beschreibung her klingt die Geschichte sicher ein wenig nach „ganz großer Liebe“, aber statt Liebesroman ist dies sehr viel mehr ein Triebesroman. Gork ist weniger in seine begehrte Runcita verliebt als dass er sie vielmehr (rein körperlich) begehrt; er ist also einfach nur rattenscharf auf sie und die weiblichen Drachen werden hier in erster Linie auf ihre Optik reduziert, selbst wenn sie sich vom Status her als sehr viel härtere Hunde als ihre männlichen Kollegen erwiesen haben. Was den allgemeinen Rang und das Ansehen angeht, wo Gork ja als der absolute Loser gebrandmarkt worden war, fragte ich mich übrigens immer wieder, wie Gork an der Akademie überhaupt bis zur Abschlusszeit hatte überleben können, nachdem er konstant so dargestellt wurde als hätte er schon am ersten Tag der dortigen Ausbildung draufgehen müssen: Auch da hat es für mich ein bisschen gehakt. Ich hatte da des Öfteren den Eindruck, Gork würde nun als deutlich blöder dargestellt als er effektiv hätte sein können.

Ich hätte mir die gesamte Geschichte einfach etwas weniger lang und Gork etwas weniger doof porträtiert gewünscht.

Insgesamt fand ich die Geschichte aber sehr unterhaltsam; ich kann sie mir auch ganz gut als Tim-Burton-Film vorstellen und ein Hörbuch hätte ich gerne von Jürgen von der Lippe im „Propeller-Opa“-Stil eingelesen (das würde ich mir definitiv auch noch anhören!). Neben der Skurrilität des Erzählten muss man hier aber zudem das impertinente Wie des Erzählten mögen. Fantasy muss einem nicht zwingend gefallen; da wirkt „Gork, der Schreckliche“ letztlich schon eher wie eine Fantasy-Satire und ich denke, dass die ganz ausgeprägten Anhänger von Fantasy dieses Buch da hauptsächlich als völlig albern und nicht als mal abwechselnde Unterhaltung ansehen würden.