Schöne Idee suboptimal umgesetzt

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nachtfledermäuschen Avatar

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Im Buch "Gork, der Schreckliche" erzählt der Teenager-Drache Gork sein bisheriges Leben. Von seinen ersten Jahren als Drachenwaise auf der Erde, über seine Kindheit mit seinem Opa, den er nicht so nennen darf bis zum aktuellen Tag. Dem Tag, an dem seine Schulzeit endet und sich entscheidet, ob er mit einer Drachenfrau einen anderen Planeten erobern oder doch als Sklave für andere Drachen sein Dasein fristen wird.

Das Cover hat mich sofort angesprochen.
Die Geschichte, dass sich ein Weichei eine Frau erobern muss, um dann im Anschluss einen Planeten zu unterwerfen, damit er nicht selbst Sklave wird, hat mich auch irgendwie fasziniert.
Leider war die Umsetzung nicht so ansprechend - vor allem auch, weil die Geschichte keine Planeteneroberung beinhaltet.

Die Zeitschiene des Buchs ist etwas verwirrend, weil die eigentliche Handlung an einem einzigen Tag spielt - allerdings ständig unterbrochen von Rückblenden und Abschweifungen.

Im Erzählstil und der Sprache spiegelt sich die Sprunghaftigkeit des pubertierenden Drachen wieder. Auch die Tatsache, dass er unbedingt diese eine Drachenfrau für die Eierlege will, obwohl er weder je mit ihr gesprochen hat noch sie überhaupt näher kennt, erinnert doch sehr an einen Teenager, der unbedingt das neueste Handy will, weil die anderen das auch haben.

Gleichzeitig unterscheidet sich Gork ganz wesentlich von den anderen Drachen. In der Drachengesellschaft gelten Eigenschaften wie gewalttätig oder aggressiv als erstrebenswert. So wird jeder Drache permanent einer Wertung bezüglich seiner Hartherzigkeit und seinem Willen zu Macht unterzogen, die auch jederzeit für alle anderen einsehbar ist. Der Wille zur Macht drückt sich optisch in der Länge der Hörner aus. Dass Gorks Hörner eher wie kleine Hörnchen aussehen, während die anderer Drachen mehrere Meter messen, sagt wohl alles. Gork ist emotional und weichherzig und geht Konfrontationen lieber aus dem Weg.

Der Schluss war für mich zu viel Friede, Freude, Eierkuchen - obwohl sich genau das wohl jeder für seine eigene Zukunft wünschen würde.

Über die mögliche Aussage des Buchs habe ich wirklich lange nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Die Werte einer Gesellschaft wurden von anderen gemacht und müssen nicht deinem Empfinden entsprechen. Tu nichts nur deshalb, weil du denkst, dass es von dir erwartet wird. Du bist du und niemand anders. Lass auch andere sie selbst sein.


Mein persönliches Fazit zu diesem Buch:
Die Idee an sich finde ich gut, die Umsetzung finde ich nicht so gelungen. Für Jugendliche finde ich es fast schon zu gewalttätig und blutrünstig, während die Sprache und der Erzählstil Erwachsene eher abschrecken dürften. Deshalb finde ich es schwierig hier eine Empfehlung für eine bestimmte Zielgruppe auszusprechen.