Sind wir nicht alle ein bisschen Gork?

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Gabe Hudsons „Gork der Schreckliche“ erzählt von Gork, einem gerade eben so der Pubertät entwachsenden Drachen, der die WarWings-Militärakademie besucht, nachdem ihn sein „Großdrache“ (das ist vermutlich „Drachisch“ für Drachegroßvater) im Wald aufgegabelt hat. Leider ist er nicht ganz so schrecklich, wie Drachen sein sollten: sein Machtwille ist nicht eben ausgeprägt, sodass er für Drachenverhältnisse ein Weichei ist. Denkbar schlechte Voraussetzungen also für ihn, seine nächste Aufgabe zu erfüllen: finde eine Drachin, die deine Frau wird, Eier legt, gründe eine Drachendynastie mit ihr – und regiere mit Angst und Schrecken ... was man als Drachenkönig halt so tut. Seine Verträumtheit steht ihm bei der Aufgabe ziemlich im Wege, sodass er Gefahr läuft, versklavt zu werden.

Tja, was ist das Buch nun also? Eine ungewöhnliche Drachengeschichte – das steht mal fest. Eine Drachenliebesgeschichte? Schon weniger, wenngleich es natürlich schon irgendwie auch um Liebe (unter Drachen) geht – und wie es einem Außenseiter gelingen kann, doch sein Deckelchen zu finden, selbst wenn er sich dabei noch so tapsig anstellt. Eine Außenseitergeschichte? Ja, auch das irgendwie, denn Gork ist anders als seine Gesellschaft es von ihm erwartet und somit auch anders als Teenager normalerweise sein wollen (sie wollen ja gleichzeitig zur Gesellschaft dazugehören und doch alle Tabus brechen). Eine unterhaltsame Geschichte? Ja – und nein: Der Stil ist frech, doch manchmal vermag er einem auch auf den Geist zu gehen (da übertreibt Hudson die Flapsigkeiten oder blutrünstigen Schilderungen ein wenig). Eine Fantasygeschichte wie man sie kennt? Sicher nicht … dazu weist sie zu viele SciFi-Elemente auf. Eine zum Nachdenken anregende Geschichte? Streckenweise … liest man die Geschichte als „Parabel“ auf das menschliche Verhalten könnte man glatt die eine oder andere Erkenntnis gewinnen, denn wollen wir nicht alle manchmal anders sein als wir es eigentlich sind? Geschmackssache? Ja, mit Sicherheit: eine Empfehlung für oder gegen die Lektüre auszusprechen, wäre vermessen, denn entweder man mag den Stil oder man lässt es.