Die harte Krankenhausrealität

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bücherwurm2612 Avatar

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In ihrem Roman "Gottes leere Hand" beschreibt Marianne Efinger die Zustände in einem deutschen Krankenhaus aus Sicht der Patienten und des Pflegepersonlas und klagt diese an.

Der Wissenschaftsjournalist Marks Jäger leidet seit seiner Geburt an der Glasknochenkrankheit und hat schon viele Krankenhausaufenthalte hinter sich. Nach einem heftigen Anfall kurz vor Weihnachten wird er von seinem besten Freund Lothar überredet ins Krankenhaus zu gehen. Dort lernt er auch die Krankenschwester Dagmar kennen, die mit ihrem Job und der Krankenhausrealität sehr unzufrieden ist und von einem schönen und ruhigen Leben träumt. Manuel ist von ihr fasziniert, weil sie ihn an seine große verstorbene Liebe Leonora erinnert. Doch niemand außer Manuel ahnt wie schlecht sein Zustand in Wirklichkeit ist.

 

Die Geschichte spielt sich innerhalb von einer Woche ab, was man daran sieht, dass die verschiedenen Wochentage den Kapiteln gleich sind. Diese Kapitel sind dann noch in verschiedene Unterkapitel unterteilt, die jeweils aus der Sicht der verschiedenen Personen beschrieben sind: aus Sicht der Ärzte, der einzelnen Krankenschwester und der einzelnen Patienten. Dadurch bekommt man einen guten und realistischen Eindruck in das Krankenhausleben. Leider ist diese Methode auch oft verwirrend, da man die verschiedenen Personen besonders die Patienten verwechselt bzw. überlegen muss wer genau die Person nun ist und was ihre Hintergrundgeschichte ist.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und meistens locker, sodass sich das Buch recht flüssig lesen lässt. Doch manchmal tauchen medizinische Fachbegriffe oder Krankheiten auf, die nicht näher erläutert werden. Dies hat mich zum Teil etwas verärgert, weil man diese Sachen dann nicht wirklich nachvollziehen kann und ich sie kurzerhand dann aus Interesse gegoogelt habe. Somit setzt die Autorin manche Sachen voraus, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie selbst Krankenschwester war und für sie diese Begriffe alltäglich sind.

Im Mittelpunkt des Buches steht das Leben in einem Krankenhaus. Da die Autorin wie gesagt selbst Krankenschwester war, kann sie dem Leser hier ein realistisches Bild davon geben. Man sieht, dass das Leben dort sehr stressig, anstrengend, unzufrieden stellend und traurig ist, sowohl für die Patienten als auch für das Personal. Manuel als Patient zeigt dem Leser, dass das Personal hoffnungslos überfordert ist. Szenen wie dass Manuel stundenlang alleine vor dem Röntgenzimmer vergessen wird oder dass das Personal sich nicht die Zeit nehmen ihn eingehend zu untersuchen sind alltäglich und leider grausame Realität. Die Krankenschwester Dagmar ist dagegen ein Hoffnungsschimmer, da sie es traurig findet, wie die Patienten behandelt werden und versucht die Situation zu verbessern.

 

Insgesamt ist „Gottes leere Hand“ ein interessantes Buch, da es sehr authentisch ist und auch ein aktuelles Thema, die Gesundheitspolitik, behandelt. Allerdings ist ein sehr einseitiges Buch und reißt einen nicht vom Hocker. Es ist schön es einmal gelesen zu haben, aber ein zweites Mal würde ich es daher nicht lesen.