Gottes leere Hand

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nickimaus Avatar

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„Gottes leere Hand“ erzählt zum einen die Geschichte von Manuel Jäger der an der seltenen Krankheit Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit) leidet. Manuel wird in letzter Sekunde durch einen Notarzt gerettet, da er sich, laut ärztlicher Diagnose, zu viel Sauerstoff zugeführt hat. Der Notarzt wurde durch seinen besten Freund gerufen, der mit Hilfe eines Babyphones eine Art Alarm installiert hat. Um die genaue Ursache der Atemnot und des Zustands seiner Lungen feststellen zu können, wird Manuel in das Krankenhaus eingewiesen. Dort trifft er auf die Krankenschwester Dagmar, die seiner Freundin Leonora sehr ähnlich sieht.

Dagmar und auch ihre Kolleginnen sind maßlos überfordert. Die Krankenschwestern haben zu kämpfen, um das Nötigste ihrer Arbeit zu erledigen.

Wie läuft der Alltag in dem Krankenhaus ab? Was ist mit Manuel los? Welche Rolle spielt Dagmar?

 

Marianne Efinger beschreibt den Krankenhausaufenthalt von Manuel und auch weitere Patienten werden mit ihren Leiden und ihrer Krankengeschichte anschaulich vorgestellt, so dass man an dem Krankenhausalltag lebhaft teilnimmt. Sie beschreibt detailgenau die Arbeit, die die Krankenschwestern vollziehen. Ebenso auch das Leid der Patienten. Die Hilflosigkeit einer zum Tode verurteilten Patientin, die an Darmkarzinom leidet. Auch die Arbeit der Krankenschwestern bei der Behandlung eines Toten.

 

Die Erzählung kritisiert auch viele Punkte, wie zum Bespiel:

 

-          die Gesundheit des Patienten steht nicht mehr im Vordergrund, sondern nur der Erhalt des Krankenhauses zählt.

-          Durch finanzielle  Einsparungen des Krankenhauses ist die Personaldecke zu dünn und die alltäglichen Arbeiten können nicht intensiv erledigt werden. Die individuelle Zeit, die einem Patienten zusteht, ist nicht wirklich vorhanden.

-          durch die moderne Medizin wird es bald keine Menschen, die anders sind bzw. eine Behinderung haben, geben, da es durch die Untersuchung des Kindes im Mutterleib, viele Abtreibungen gibt

-          Sind Menschen, wie Manuel behindert oder sind sie nur anders? Der Begriff „behindert“ wird sehr in Frage gestellt. Ab wann gilt dieser Ausdruck? Wann kann ein Mensch als behindert gelten?

-          Alkoholiker – unverantwortliche Menschen, die aggressiv werden und sich gedankenlos mit über 2 Promille in ihr Auto setzen und unschuldige Menschen töten?

-          Medizin – die Fahrt auf den Mond ist geglückt und die Menschen haben viel erreicht. Wieso kann die Medizin Menschen mit Erbkrankheiten nicht heilen? Warum ist die Medizin so machtlos?

Die Autorin wirft diese Punkte und noch viele mehr in ihrem Buch auf und regt sehr zum Nachdenken an. Ich habe bis jetzt noch nie ein solches Buch gelesen, dass so viele Kritikpunkte behandelt, wie dieses.

 

Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und verständlich geschrieben. Authentizität gewinnt die Autorin dadurch, dass sie selbst als Krankenschwester gearbeitet hat und ihre eigenen Erfahrungen mit „Gottes leere Hand“ verarbeitet hat. Es werden viele medizinische Fachbegriffe verwendet, die alle anschaulich erklärt werden.

 

„Gottes leere Hand“ hat mich sehr begeistert und ich war immer wieder überrascht, welcher Punkt als nächstes von der Autorin kritisiert wurde. Ebenso wurde ich von dem Schicksal von Manuel und auch das der anderen Patienten gerührt und konnte mit allen Charakteren mitfühlen. Daher gebe ich diesem Buch 5 Sterne.