Es beginnt mit richtiger Action. Ein junger Mann, der eben noch einen Wachmann vor dem Fall von der Kaimauer retten will, springt ins kalte Wasser der Ostsee in Oslo, um einen Betrunkenen zu retten, der gerade am ertrinken ist. Die Rettung gelingt mit Hilfe herbeigerufener Polizisten und dann wird im gleichen Moment auch noch eine Leiche im Wasser gefunden.
Wenn das kein guter Anfang für eine Leseprobe ist!
Doch dann wird es unübersichtlich. Wir befinden uns Heilig Abend im Haus eines Kripobeamten, der mit Frau, Kindern und Schwiegereltern das Abendessen einnimmt. Und die Unübersichtlichkeit bescheren uns die Personen selbst: mal beim Namen genannt, dann als Eltern oder Großeltern benannt – jeweils aus der Sichtweise der agierenden Person. Allmählich nimmt der Stammbaum dabei eine Struktur an.
Ich werde in Kürze Gelegenheit haben, die Übersetzerin des Buchs, Gabriele Haefs, im Rahmen einer Veranstaltung der örtlichen Volkshochschule fragen zu können, wie sie sich derartig kompliziert dargestellte Familienverhältnisse erarbeitet, denn bei der Übersetzung muß sie ja alles richtig übertragen, wer denn zu wem in welchem Verhältnis steht. Die Darstellung dieses Weihnachtsmahl ist jedenfalls das ausführlichste Szene der Leseprobe. Ach ja – und fast hätte ich es vergessen – eine beliebte Bischöfin wird zur gleichen Zeit am Heiligen Abend ermordet und der Kripomann wird bei der Klärung um Unterstützung gebeten.
Alles in allem eine in Bezug auf den Krimi wenig aussagekräftige Leseprobe, denn wenn man die Verlagsankündigung zum Krimi liest, geht es bei diesem Krimi um eine Reihe von Morden und dahinter scheint eine christlich-fundamentale Bewegung mit archaischem Denken und Handeln zu stehen. Es könnte natürlich auch sein, das dieses gedankengut auch in einigen Köpfen der Familie des Kommissars beheimatet ist - aber das ist reine Spekulation.
Fazit:
Leseprobe mäßigen Inhalts, das Buch verspricht laut Verlagsankündigung jedoch große Spannung - und ide sind wir von Anne Holt ja auch gewohnt.