Auch die Guten werden ermordet

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tochteralice Avatar

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Anne Holt legt mit "Gotteszahl" den vierten Krimi mit Ermittler Yngvar Stubo vor, der eine lebhafte Handlung verspricht. Der Leser des Romanausschnitts wird Zeuge der Bergung einer unappetitlichen Wasserleiche sowie des Mordes an der Bischöfin Lysgaard in der Weihnachtsnacht, der einen Einschnitt in die Weihnachtsfeierlichkeiten im Hause Stubo bedeutet. Warum die sympathische Bischöfin, die so eindeutig zu "den Guten" zählte, ermordet wurde, ist sowohl Stubo als auch seiner Frau Inger-Johanne ein Rätsel und lässt den Leser erwartungsvoll zurück. War die Bischöfin wirklich so gütig oder hatte sie "Dreck am Stecken"?

Wie man es von Anne Holt nicht anders kennt, sind auch diese wenigen Seiten sowohl sprachlich als auch stilistisch ein reiner Lesegenuss. Humorvoll der Übergang von der schaurigen Beschreibung der Bergung der aufgedunsenen Wasserleiche zum Weihnachtsessen bei Kommissar Stubo und seiner Familie: vom Gruselfisch, der aus dem Auge der Leiche in den Mund des schockierten Augenzeugen fällt, leitet die Autorin nahtlos über zum Kabeljau-Augen essenden Kommissar und dem familiären Geplänkel am festlich gedeckten Tisch.

Ob "Gotteszahl" sich als Qual Gottes entpuppt, bleibt an dieser Stelle noch offen - ganz sicher ist jedoch, dass die Autorin mit einem erneuten Meisterwerk der skandinavischen Kriminalliteratur erheblich zu meinem Lesevergnügen und dem vieler anderer Krimifans beitragen wird.