Hasstäter

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mammutkeks Avatar

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Ausgerechnet an Heiligabend wird die streitbare Bischöfin Eva Karin Lysgaard ermordet, die sich ganz eindeutig für die Rechte Homosexueller einsetzt, Schwangerschaftsabbrüche jedoch in jedem Fall ablehnt. Was hat sie für ein Geheimnis? Wer ist der Mörder? Kommissar Yngvar Stubo ermittelt in Bergen, wird aber durch Sohn und Ehemann der Bischöfin in keinem Fall unterstützt.

Gleichzeitig hat er familiäre Probleme - seine Frau Inger Johanne sorgt sich permanent um Tochter Kristiane, kümmert sich gleichzeitig aber auch um ihre Arbeit als wissenschaftliche Kriminalistin. Und Inger Johanne ist es dann später auch, die die vielfältigen Fäden, die Holt im ersten Teil des Romans spinnt, zusammen führt und die Fälle löst.

Dabei kommt Kommissar Zufall eine große Rolle zu. Denn zufällig trifft sie eine alte Studienkollegin aus den USA, die zu so genannten religiös motivierten Hasstätern forscht. Offenbar haben diese nun auch das beschauliche Norwegen für sich und ihre (Un-)Taten entdeckt.

Allerdings bleiben einige der gesponnenen Fäden unaufgelöst, einige der Fälle sind nicht zuende gedacht, werden wohl nur aufgenommen, weil es zur gewählten Zahlenmystik passt.

Auch sprachlich ist "Gotteszahl" ziemlich sperrig, insbesondere bei einigen Dialogen wäre etwas mehr Prägnanz angenehm, mit deutlicher gesetzten Akzenten und mehr Klarheit. Fraglich bleibt für mich z.B., warum Stubo bei der Familie des Mordopfers so wenig nachhakt, so viel Milde walten lässt.

Allerdings gibt es auch sehr gelungene Passagen, z.B. die Schilderung des Weihnachtsessens, bei dem es Kabeljau gibt und nicht die übliche Schweinerippe. Oder die gut geschilderte Sorge von Inger Johanne um ihre Kinder sowie die Dialoge zwischen Mutter und Tochter Ragnhild.

Insgesamt fehlte aber zum einen Spannung, zum anderen Schnelligkeit. Leider ist "Gotteszahl" ein wenig behäbig geraten - und fällt gegen andere skandinavische Krimis der jüngeren Vergangenheit deutlich ab, seien es solche von Nesbo, Dahl oder Nesser.