Historie in mystischem Gewand

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rebeccawinter Avatar

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Der Roman „Grand Hotel Avalon“ von Maggie Stiefvater wurde vom Verlag S.Fischer als gebundenes Buch herausgegeben. Filligrane Blätterranken zieren den schwarzen Pappeinband, der Schutzumschlag zeigt eine Wendeltreppe mit Servicekraft, die ein Tablett trägt. Eine sehr schöne Verbindung zum Roman, in dem auch Schnecken eine Rolle spielen, deren gewundenes Haus durch die Wendeltreppe aufgenommen wird. Der türkise Schriftzug spiegelt sich in einem gleichfarbigen Lesebändchen wieder. Eine gelungene Buchgestaltung!
Im Roman geht es um das Hotel in Virginia während des zweiten Weltkrieges. Hier werden amerikafeindliche Diplomaten, ihre Familie und Personal interniert bis eine Überführung in ihre Heimatländer bzw. der Austausch gegen kriegsgefangene Amerikaner möglich ist. Die Hauptfiguren sind die Hoteldirektorin June Hudson, im Hotelbetrieb „Hoss“ genannt, der FBI-Agent Tucker Minnick, der Organisation und Überwachung der ungewohnten Gäste, leitet. Außerdem der älteste Sohn der Hoteliersfamilie, Edgar Gilfoyle.
Zahlreiche andere Personen des Hotelpersonals, der Gäste, Diplomaten und Familienangehörige treten im Handlungsfaden auf, aber man bekommt rasch einen Überblick.
Eine weitere „Figur“ sind die Heilquellen, die das Hotel prägen, „Süßwasser“ genannt. Diesem Wasser wird von M. Stiefvater eine mystische Bedeutung und eine Persönlichkeit zugeschrieben. Es kann auf schlechte Gefühle in seinem Umfeld reagieren und umschlagen. Avalon als Ort der Heilung bekommt so eine tiefere Bedeutung, zumal June Hudson auf das Verhalten dieses Wassers Einfluss nehmen kann.
Eingewoben in den Hotelbetrieb wird das Schicksal verschiedener Internierter beschrieben. Dazu kommt eine Liebesgeschichte.
Historisch belegte Fakten wurden von der Autorin mit der mythischen Zutat des Süßwassers zu einem Unterhaltungsroman mit flüssigem Schreibstil genutzt.
Mir persönlich waren die Figuren etwas zu eindimensional. Manches wurde nur angedeutet, nicht befriedigend erklärt. Vor allem hatte ich jedoch keinen Zugang zu der Personifizierung der Heilquellen und dem Umgang mit ihnen. Das war mir zu viel Fantasy. Daher für den ansonsten interessanten und unterhaltsamen Roman ein Stern Abzug.