Wird dem Hype nicht ganz gerecht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
reishimura Avatar

Von

Emily Henry war für mich bis dato eine Unbekannte und das, obwohl sie anscheinend in den letzten Jahren zu den ganz Großen im Bereich der Liebesromane zählt. Dies liegt vermutlich daran, dass ich in den letzten Jahren eher wenige Neuerscheinungen gelesen habe, daher bleibt der meist unvermeidliche Vergleich mit anderen Werken von ihr aus.
Das Cover ist überhaupt nicht mein Fall, da es für meinen Geschmack zu nichtssagend ist. Daher hätte ich das Buch ignoriert, wenn ich nicht einige Empfehlungen dafür gelesen hätte. Allerdings habe ich auch feststellen müssen, dass diese Art von Cover gerade bei neueren Romanen dieses Genres äußerst beliebt ist.
Benjamin Stevenson erörtert in seinem Roman „Die mörderischen Cunninghams - Jeder im Zug ist verdächtig“ das es eine Art Checkliste gibt, die man abarbeiten muss, wenn man einen guten Kriminalroman schreiben möchte. Ich denke, diese Art von Liste gibt es für wahrscheinlich fast alle Arten von Romanen und bei Emily Henry habe ich das Gefühl, dass sie sehr darauf geachtet hat auch keines der Häkchen auszulassen. Wobei es doch einen Punkt gibt, an dem die Autorin mich überrascht hat. Denn das Hörbuch wird nur von einer einzigen weiblichen Stimme gelesen. Ich bin es gewohnt, dass diese Art von Büchern von zwei Stimmen, einer weiblichen und einer männlichen, gelesen werden. Im ersten Augenblick war ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll, allerdings muss ich sagen, dass Christiane Marx dies hervorragend gemacht hat und ich mir an keiner Stelle einen zweiten Sprecher gewünscht hätte. Die Stimme von Christiane Marx gefällt mir in all ihren Facetten sehr gut und ich mag vor allem ihre Sprachmelodie. Ich bin bereits dabei die Augen offen zu halten, ob ich noch weitere Hörbücher mit ihr als Sprecherin entdecke.
Das Buch vereint im Prinzip zwei Geschichten in einem. Da gibt es einerseits die Gegenwart und die unvermeidliche Liebesgeschichte zwischen Alice und Hayden und andererseits die Lebens- und Liebesgeschichte von Margaret Ives. Letzteres hat mir ehrlich gesagt besser gefallen als das Geplänkel zwischen Alice und Hayden. Dies liegt vor allem daran, dass da viel mehr Überraschungen versteckt waren und die Liebesgeschichte glaubwürdiger war. Auch wenn es natürlich einige Irrungen und Wirrungen zwischen den beiden Journalisten gab, war es doch im Großen und Ganzen vorhersehbar, wie es enden wird. Margaret Ives Lebensgeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte, vor allem, weil sie ja nicht nur ihre eigene, sondern die Geschichte ihrer Familie erzählt war da eindeutig fesselnder. Trotzdem muss ich auch sagen, dass mich die Emily Henry manchmal mit den handelnden Personen verwirrt hat. Dies liegt vor allem daran, dass jedes Mitglied der Familie Ives mehrere Namen hat, den richtigen Namen und den einen oder anderen Spitz- und Rufnamen. Daher musste ich mich oft konzentrieren, um der Geschichte noch folgen zu können.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen und ich fand das Buch an keiner Stelle langatmig oder langweilig. Leider konnte ich das Knistern zwischen Alice und Hayden nicht spüren und mir ging die Geschichte zwischen den beiden auch ein wenig zu schnell. Dies finde ich sehr schade, denn dies ist eigentlich mein einziger großer Kritikpunkt an diesem Buch. Ich mochte die Protagonisten gerne und auch den Kleinstadt- oder eigentlich eher Kleininsel-Charme von Little Crescent. Die klassische Rollenverteilung Alice der keine Sonnenschein und Hayden der Brummbär war auch in Ordnung. Wobei ich mir hier mal einen Rollentausch wünschen würde.
Für mich persönlich ist eine glaubwürdige und nachvollziehbare Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten eines der wichtigsten Bewertungskriterien. Da Autorin Emily Henry mich in diesem Bereich leider nicht zufriedenstellen konnte, bleibt mir nichts anderes über, als das Buch nur mittelmäßig zu bewerten.