Worte, die verbinden – und verschweigen

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Inhalt
Eine ehrgeizige Nachwuchsautorin und ein gefeierter Literaturstar treffen auf einer abgelegenen Insel aufeinander – beide mit demselben Ziel: die exklusive Biografie der zurückgezogen lebenden Margaret Ives schreiben zu dürfen. Die einstige Boulevard-Ikone entscheidet sich für einen ungewöhnlichen Weg: Sie gibt beiden Schriftstellern einen Monat lang Einblicke in ihr bewegtes Leben – jedoch nur in Einzelgesprächen und unter der Bedingung völliger Verschwiegenheit. Während Alice und Hayden Stück für Stück die Puzzleteile eines jahrzehntelangen Familiengeheimnisses zusammensetzen, beginnt zwischen ihnen eine unerwartete Nähe zu wachsen, die genauso kompliziert ist wie Margarets Vergangenheit.

Meinung
Ich habe diesen Roman mit gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits bewundere ich Emily Henrys Fähigkeit, lebendige, eigenwillige Figuren zu erschaffen – und genau das gelingt ihr hier auch wieder. Alice ist quirlig, idealistisch und voller Hoffnung, Hayden dagegen verschlossen, scharfzüngig und schwer zu durchschauen. Diese Konstellation sorgt für interessante Dynamik, bleibt aber lange auf Abstand, was es mir nicht ganz leicht gemacht hat, eine echte Verbindung zu den beiden aufzubauen.
Was mich hingegen sehr gefesselt hat, war das Geheimnis rund um Margaret Ives. Die Rückblicke in ihre Familiengeschichte, ihre Jugend im Rampenlicht und ihr mysteriöser Rückzug aus der Öffentlichkeit bilden ein spannendes, teils melancholisches Gegengewicht zur modernen Erzählung. Dennoch: Es dauerte für meinen Geschmack zu lange, bis Margarets eigene Stimme wirklich spürbar wurde. Zu viel Raum nahmen die Lebensgeschichten ihrer Vorfahren ein – dabei hätte gerade ihre persönliche Perspektive mehr Tiefe verdient.
Die Liebesgeschichte zwischen Alice und Hayden entwickelt sich langsam, was ich grundsätzlich mag. Aber sie bleibt auch etwas unterentwickelt – besonders, weil Hayden emotional eher im Schatten bleibt. Vieles an seiner Figur bleibt bis zum Schluss unausgesprochen. Das macht den romantischen Part weniger greifbar und lässt die Beziehung nicht ganz so lebendig wirken, wie man es von Henry sonst kennt.

Fazit
In „Great Big Beautiful Life“ zeigt Emily Henry eine neue, ernstere Seite – mit einer Geschichte, die Familiengeheimnisse, persönliche Verluste und unerwartete Gefühle miteinander verwebt. Die Atmosphäre ist dicht, die Handlung vielschichtig, aber nicht immer leicht zugänglich. Die Liebe zwischen Alice und Hayden ist zart, doch nicht besonders kraftvoll. Wer Henrys frühere Leichtigkeit schätzt, könnte überrascht oder sogar enttäuscht sein – wer sich jedoch auf die ruhigeren, ernsteren Töne einlässt, wird eine nachdenkliche und bewegende Geschichte entdecken.