Zwei Geschichten in einer

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nessabo Avatar

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Zu Emily Henry muss eigentlich gar nicht mehr viel gesagt werden. Für mich ist sie eine der besten Autorinnen des RomCom-Genres, bei der ich genau weiß, was ich bekomme: Spice, Liebe und einen außerordentlich tollen Humor. Deshalb stand es für mich auch gar nicht zur Debatte, ob ich ihren neuen Roman lese.

Und tatsächlich hat sie es geschafft, mich trotz meiner Erfahrung mit ihrem Werk ordentlich zu flashen! Sie ist für „Great Big Beautiful Life“ nämlich neue Wege gegangen, die sich zwar noch immer in der gewohnten Romance-Welt befinden, aber einen unerwarteten Spannungsbogen mit sich bringen.

Normalerweise sind die Tropes bei Romance ebenso vorhersehbar wie die Handlung - und das finde ich völlig in Ordnung. Ich weiß, dass am Ende alles gut sein wird und kann so der viel komplexeren Realität ein wenig entfliehen. Henry hat für ihr neuestes Buch den Trope „Griesgram trifft Sonnenschein“ gewählt. Nicht unbedingt mein liebster, aber sie löst es schnell genug auf und so war ich schon früh sehr glücklich mit den beiden Protas. Sowohl Alice, der Optimismus in Person, als auch Hayden sind grundlegend liebenswerte Figuren, die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Sie begegnen einander nach anfänglicher Distanz mit viel Respekt und das lese ich immer gern.

Der Slow Burn ist der Autorin meiner Meinung nach auch extrem gut gelungen. Die hingeworfenen Häppchen fand ich perfekt dosiert und obwohl ich bei zu viel Slow auch gern mal vorblättere, hatte ich hier tatsächlich NICHT das Bedürfnis. 😅 Den Epilog fand ich etwas zu sehr Happy End, aber das ist mein einziger Kritikpunkt.

Ganz besonders an diesem Roman ist, dass es eigentlich zwei Geschichten in einer sind. Über die Gespräche von Alice als potenzielle Biografin mit Margaret Ives, Tochter einer skandalumwitterten reichen Familie und seit vielen Jahre selbstgewählt von der Bildfläche verschwunden, tauchen wir ein in deren Familiengeschichte voller Verstrickungen und Geheimnisse. Bis kurz vor Ende bleibt unklar, ob Margaret selbst eigentlich die (ganze) Wahrheit sagt, sodass die Spannung hier unglaublich gut aufrecht erhalten wird. Ich habe die Auflösung nicht kommen sehen!

Henry vereint Humor mit Ernsthaftigkeit und Spice mit Liebe - und bei letzterer ist erfrischenderweise auch die zentrale Romanze gar nicht mal so präsent, stattdessen geht es auch um Liebe zu Familienmitgliedern und Freund*innen. Außerdem wirft die Autorin ein gutes Schlaglicht auf den öffentlichen Umgang mit prominenten Menschen sowie die Instrumentalisierung deren Leben in der Presse.

Ich war dank der zwei sich parallel entwickelnden Geschichten von vorn bis hinten gefesselt, mochte das Pacing richtig gern und behalte das Buch als eines ihrer besten in sehr guter Erinnerung!