Gut recherchiert

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Kristina Lüding legt mit "Greta Garbo. Die einsame Göttin" eine gut und sorgfältig recherchierte Romanbiografie vor. Viele Fakten und Daten aus dem Leben der Greta Gustafsson hat die Autorin aufgegriffen und im Roman als Gerüst und Hintergrund verarbeitet. Die ärmlichen Familienverhältnisse in Schweden, der frühe Verlust des geliebten Vaters, die Notwendigkeit, die Familie finanziell zu unterstützen, prägen Gretas Jahre als junges Mädchen. Sie ist begeistert von der Atmosphäre des Theaters und wünscht sich nichts sehnlicher als Schauspielerin zu werden. Ihre ersten Schritte in diese Richtung kann sie als Hutmodell für einen Katalog und Darstellerin in einem Kaufhaus-Werbefilm im Stockholm der 1920er Jahre machen. Über Stationen wie den Besuch der Schauspielschule und erste Filmerfolge in ihrer Heimat Schweden folgt sie ihrem Entdecker Mauritz Stiller nach Hollywood zu MGM. Die große Zeit der Traumfabriken in der Stummfilmära ist angebrochen, und die junge ehrgeizige Frau wird als Greta Garbo zur Stil gebenden Ikone "die Garbo" aufgebaut.

All ihre Lebenssituationen, ihre Filmerfolge, ihre Beziehungen zu Schauspielern, der ständige Kampf um ihr passend erscheinende Rollen, um höhere Gagen und sonstige Vertragsbedingungen lassen das Bild einer nach Unabhängigkeit strebenden Frau entstehen. Und dennoch erscheint es schwierig, sich der Persönlichkeit der großen Schauspielerin anzunähern. Kristina Lüdings Darstellung ist flüssig zu lesen und keineswegs oberflächlich, aber dennoch lässt mich ihr Roman mit dem Gefühl zurück, in seinem Verlauf nicht wirklich viel von Greta Garbo kennengelernt zu haben. "Ich fürchte, ich habe mir angewöhnt, immer eine Rolle zu spielen", so äußert sich Greta im Roman (S. 315) gegenüber ihrer Freundin Mercedes. Und sie findet selbst keine Antwort darauf, ob es schon immer so war. Mag auch sein, dass die Attribute des Geheimnisvollen und Unnahbaren, mit denen die Hollywoodikone sich stets umgeben hat, verhindern, hinter diese Kulisse zu blicken.

Das Cover gefällt mir: Der Titel gebende Schriftzug "Greta Garbo" ist einem Autogramm nachempfunden. Die leicht exotisch anmutende Hollywoodkulisse ist gut auf den Inhalt abgestimmt: Palmen und Häuser am Fuße der Hills in sanften, verwaschenen Farben, davor die Frauengestalt, die Greta Garbo verkörpern soll. Die hintere Umschlagklappe macht mit acht weiteren Titeln der Reihe "Ikonen ihrer Zeit" bekannt: Berühmte Frauengestalten aus mehreren Jahrhunderten von Nannerl Mozart bis zu Diana machen mich neugierig auf ihre Schicksale.

Mein Fazit zum vorliegenden Band bleibt gemischt, knapp vier Sterne.